Foldforming (Gestalten durch Falten)
Brosche von Charles Lewton-Brain/USA
Während eines Emailsymposiums in den USA hatte ich die Gelegenheit kurz in ein Goldschmiedeseminar des in USA sehr bekannten Goldschmieds Charles Lewton-Brain hineinzu-schauen. Lewton-Brain ist in USA vor allem wegen seiner innovativen Goldschmiedeideen bekannt und hat, meist im Selbstverlag,
http://www.brainpress.com/ einige Broschüren herausgegeben. Die hier beschriebene Technik hat mir besonders gefallen, da sie auch für Hobby-Schmuckmacher leicht nachvollziehbar und mit etwas Fantasie sehr ausbaufähig ist. Und da ich sie bisher in keinem deutschen Schmuckmacher-Lehr- oder Ideenbuch gefunden habe, hier eine kurze Vorstellung.
Material: 0.5 mm Kupferblech später auch Silber, Doublé oder Gold, Hartlot, Furnituren, evtl. Schmucksteine, Email
Werkzeug: Blechschere oder Goldschmiedesäge, Hängebohr- oder ähnlicher Motor, Nylon-Trennscheiben, kräftige Lötpistole, Beize z. B. (10% Alaun auf 90 ml Wasser), Schutzbrille, Filzstift oder dergl.
1) Beispiel: Ein Stück 0.5 mm Kupferblech zu einem gleichschenkligen Dreieck zuschneiden. Maße: Schenkel: ca. 80 mm, Basis oder Grundseite ca. 40 mm
Bild 1
2) Zuschnitt ausglühen und beizen. Die Alaunbeize sollte mindestens 60 Grad warm sein
3) Mit einem Filzschreiber Linien aufzeichnen (Bild 1 vorne + Bild 2)
4) Linien mit einer möglichst dünnen Trennscheibe ausschleifen. Die „Schleifrinne“ sollte bei einem 0.5 mm Blech ca. 0.3 - 0.4 mm tief sein. Je tiefer und schmaler die „Schleifrinne“ desto schärfer ist später die Biegelinie. Aber Vorsicht!! Blech nicht durchtrennen. Schutzbrille tragen für den Fall, dass die Trennscheibe während des Schleifens zersplittert!! Blech etwas hochlegen, damit die Trennscheibe möglichst senkrecht in das Blech schneidet und die „Rinne“möglichst schmal wird (Bild 2).
Bild 2
5) Mit den Fingern entlang der Linien Blech zusammendrücken bis die gewünschte Form erreicht ist. Die ausgeschliffenen Linien müssen innen liegen!! (Bild 3)
Bild 3
Diese Grundform kann nun weiterverarbeitet werden. Man kann, - muss aber nicht unbedingt - in die ausgeschliffenen Linien Silberlot zur Stabilisierung einschwemmen. Für Broschenfurnituren lötet man entweder 2 Quer- oder einen Längssteg ein. Man kann Steine integrieren, emaillieren usw. Eine untergelötete Bodenplatte lässt das Stück professioneller aussehen und der Tragekomfort wird erhöht. Nicht vergessen ein kleines Loch in die Bodenplatte zu bohren. Sonst kollabiert das Werkstück nach dem Löten.
Um von vorneherein die Oberfläche interessanter zu gestalten kann das Blech nach dem Glühen mit einer Walze und entsprechenden Einlagen (Stoff, Reststücke von Gardienen, kräftiges Papier oder durch gravieren oder ätzen ) strukturiert werden.
Aber Achtung!! Nie harte Materialien wie Eisendraht oder andere Stahlstücke zum Einwalzen verwenden. Zu harte Teile zerstören die Walze.
Nach dem Walzen aber nochmals ausglühen!! Solche strukturierten Teile können anschließend oxidiert, patiniert oder sulfidiert und dann partiell poliert werden. (Bild 4)
Bild 4 Eingewalztes Lebensmittelnetz aus Kunststoff
Mit dieser Technik lassen sich viele unterschiedliche dreidimensionale Formen herstellen. Es bedarf nur etwas Fantasie und Übung. Man muss nicht beim Dreieck bleiben. Ratsam ist es jedoch immer erst ein Kupfermodell zu machen, ehe man in Edelmetall arbeitet. Beispiele dieser Technik von Lewton-Brain findet man auf der USA-Goldschmiedeforenseite von Ga-noksin:
http://www.ganoksin.com/brain/gallery.htm
Faltbrosche emailliert, E. Massow
Ein Besuch der Ganoksin-Seite empfiehlt sich ohnehin. Hier finden Sie, natürlich ausschließlich in Englisch, enorm viele Problemlösungen für den Goldschmied und unter vielem anderen auch eine umfangreiche Schmuckgalerie.
http://www.ganoksin.com
Vielleicht finden sich ja demnächst Fotos Ihrer Interpretation dieser spielerischen Technik hier im Forum!!
Und wenn etwas unklar ist erreichen Sie mich per E-Mail:
massow@emailkunst.de