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Vorwort
Durch den Administrator dieses Forums ermuntert, möchte ich hier allen die nicht so häufig löten und nur wenig praktische Erfahrung haben einen Auszug aus meinem Manuskript:
„Vom Silberblech zum Emailschmuck“,
das Teil meiner Emailkurse war zur Verfügung stellen. Die Kurse wurden von Schmuck-Anfängern bis zu Fachhochschulabsolventen besucht. Für die Anfänger mußte die Anleitungen natürlich ausführlich sein. Die hier veröffentliche schriftliche, aber leider nur theoretische Anleitung wurde in den Kursen selbstverständlich durch praktisches Arbeiten ergänzt, so daß diese in Kochbuchmanier "man nehme"- Instruktion sicher Lücken aufweist. Experten seien deshalb ermuntert Berichtigungen oder Ergänzungen vorzunehmen.
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Zum Löten
Im wesentlichen unterscheidet man zwei Lötverfahren u. z. das Weichlöten und das Hartlöten.
Weichlöten Das Weichlot besteht in der Hauptsache aus einer Legierung von Zinn, Blei, Kupfer und/oder Silber. Die Schmelz- bzw. Arbeitstemperatur liegt unter 400 Grad Celsius. Die Weichlote verbinden sich mit der Oberfläche des Lotguts nur oberflächlich. Zum Weichlöten verwendet man in der Regel einen elektrisch betriebenen Lötkolben. Die zu lötenden Stellen müssen vor dem Löten absolut sauber und fettfrei sein. Das erreicht man durch die Zugabe einer Lötpaste (Kolophonium), die oft schon als „Seele“ in den Lötdraht eingebunden ist. Weichlotverbindungen haben nur eine geringe Festigkeit, die meist weit unter der Festigkeit des Lötguts liegen. Durch erneutes Erwärmen lassen sich Weichlötverbindungen leicht wieder lösen. Weichlötungen sind, auf Grund der niedrigen Schmelzpunkte des Lötzinns, für Arbeiten die emailliert werden sollen
völlig ungeeignet.. Aber auch bei allen anderen Goldschmiedearbeiten sollte man darauf verzichten.
Hartlöten Hartlote bestehen in der Regel aus einer Legierung aus Silber (bei Goldloten Gold), Cadmium, Zink Kupfer und Nickel wobei man heute aus Umwelt- und Gesundheitsschutzgründen Nickel und Cadmium durch andere Metalle zu ersetzen versucht. Die Arbeitstemperaturen (Schmelzpunkte) der Hartlote liegen zwischen 500 und 1000 Grad Celsius. Arbeitsgerät zum Löten sind gasbetriebene Lötpistolen. Die Festigkeit der Hartlötungen liegt oft über der Festigkeit des Lötguts. Die zu verbindenden Teile müssen an der Lotnaht , ebenso wie das Hartlot absolut sauber und fettfrei sein. Das erreicht man durch Schmirgeln, Schaben oder Feilen der Lötstellen. Der fachsprachliche Begriff ist „Frischen“. Zusätzlich wird auf die Lötfuge ein „Flussmittel“ (Borax, Fluoron, Lötpaste Gobi usw) aufgetragen, das sowohl die Lötstelle von Oxiden und Schmutz befreit, als auch der Verbesserung der Fließeigenschaften (Viskosität) des Hartlots dient. Durch erneutes Erwärmen des gelöteten Werkstücks über en Schmelzpunkt des Lots lassen sich auch Hartlotverbindungen wieder lösen.
gibt es in verschiedenen Formen u. z. als Blech, Rund- oder Flachdraht, als Feilung und als Paste, sowie mit verschiedenen Arbeitstemperaturen. Bezeichnet werden sie meist mit „Extra weich“, "weich", "hart", "extra hart" oder "extra leich", "leicht", "mittel", "streng" und "extra streng". Arbeitstemperatur in vorheriger Reihenfolge ca. 600, 670, 740, 770 Grad Celsius. In GB und USA gibt es noch ein spezielles Emaillot = IT-Solder. Dieses Emaillot kann, im Gegensatz zu anderen Silberloten direkt emailliert werden. Feinsilberteile lassen sich auch sehr gut mit 925iger oder 935iger Silber löten. Diese Lötungen sind, auf Grund der hohen Schmelztemperatur, besonders "emaillierfest". So genanntes "Emaillierlot" entspricht in der Arbeitstemperatur etwa dem Lot "extra streng". Werkstücke die emailliert werden sollen, können deshalb auch mit extra strengem Lot gelötet werden.
Blechform: Lot in Blechform ist das preiswerteste Lot. Es muss vor der Verarbeitung immer gefrischt und in Paillen (Skizze unten) geschnitten werden. Flussmittel zwingend erforderlich.
Lötpailetten schneiden
Draht- oder Bandlote: Rund- oder Flachdrahtlote lassen sich während des Lötens sehr gut an die Lötstelle heranführen. Für die Flachdraht- oder Bandlote gibt es im Fachhandel extra „Bandlothalter“. Einfache Bandlote benötigen ebenfalls Flussmittel, es gibt jedoch auch Band7 oder Drahtlote die bereits das Flussmittel enthalten. Diese Lote finden meist bei maschinellen Lötungen Verwendung.
Nach Erfahrungen in meinen Kursen arbeiten die weniger „lötgeübten“ am liebsten mit Lötpasten. Lötpasten sind zwar recht teuer, haben aber doch einige Vorteile: a) sie enthalten das auf die Löttemperatur abgestimmte Flussmittel, so dass zusätzliche Flussmittel wie Borax, Fluoron oder dergl. entfallen; b) sie lassen sich sparsamst und zielgenau dosieren; c) während des Lötens verrutschen und blähen sie nicht, d) sie fließen ausgezeichnet und e) das Flussmittel ist wasserlöslich, so dass das Werkstück nach dem Löten nur mit Wasser ausgekocht werden muss. Lötpasten erhalten Sie gebrauchsfertig abgefüllt in Kartuschen (ähnlich den Einwegspritzen beim Arzt), oder in kleinen Dosen im Goldschmiedefachhandel. Nachteil: Lötpasten trocknen schnell aus. Sie können allerdings mit destilliertem Wasser meist wieder geschmeidig gemacht werden.
Feilung: Lotfeilung findet man selten im Handel. Sie wird eher im industriellen Bereich verwendet. Sie lässt sich aber leicht selbst herstellen und hat dann ähnliche Vorteile wie die Lotpasten. Spannen Sie ein Lotblech in den Schraubstock. Legen sie ein ausreichend großes Blatt sauberen Papiers dorthin, wo die Feilspäne hinfallen. Feilen Sie mit einer mittelgroben Feile Späne von dem Blech. Mischen Sie die Späne mit soviel Flussmittel, dass die Späne gut feucht sind. Streichen Sie diese Paste dünn auf die Lötstelle. Eingetrocknete „Paste“ kann mit destilliertem Wasser wieder gebrauchsfähig gemacht werden.
Beizmittel Nach dem Löten muß das Werkstück fast immer gebeizt werden, um Flussmittelreste und Oxidationen zu entfernen. Eine ungefährliche Beizlösung besteht aus 10% Alaun und 90% Wasser. Die Badtemperatur sollte etwa 50 Grad C betragen. Die Beize arbeitet zwar etwas langsamer als z. B. Schwefelsäure, dafür ist sie aber auch vollkommen ungefährlich, entsorgungsfreundlich (kann einfach in den Ausguß geschüttet werden) und unempfindlich gegen Bindedrahtreste. Alaun bekommt man für wenige Cent in der Apotheke.
Lötbrenner
Es eignen sich fast alle im Goldschmiedebedarf angebotenen Gas-Lötbrenner. Betrieben werden die meisten Brenner mit Haushaltsgas. Wenn kein Haushaltsgas zur Verfügung steht, und wenn Sie sich keine großen Propan- oder Butangasflaschen in die Werkstatt stellen wollen, genügen die 300 Gramm Gaskartuschen aus einem Baumarkt. In einer kleinen Werkstatt reicht die 300 Gramm-Kartusche mehrere Wochen.
Bild 1, Bild 2, Bild 3,
Kaufen Sie aber ein Gerät bei welchem Brenner und Gaskartusche durch einen Schlauch verbunden werden. (Bild 1). Geräte, bei denen der Brenner direkt auf die Gaskartusche aufgeschraubt wird, sind für unsere Arbeiten weniger geeignet. (Bild 2), Muss ein Werkstück einmal von oben erwärmt werden, läuft das flüssige Gas direkt in den Brenner und der Brenner erlischt. Das Flüssiggas (Propan chem. Formel C3H8, Butan chem. Formel C4H10 oder ein Gemisch aus beiden) muss den Brenner immer gasförmig erreichen!!
Für kleine Lötungen wie z. B. Ringösen verlöten, Lötungen an einer Ringschiene usw. eignet sich auch ein Minilötgerät. (Bild 3) Dies sind die preiswertesten Geräte, aber sie eignen sich wirklich nur für sehr kleine Arbeiten. Die Wärmezufuhr reicht für größere Lötungen nicht aus.
Zum Schluß möchte ich auch noch die Mikro- oder Mini-Schweißgeräte erwähnen. (Bild 4).
Bild 4,
Diese Geräte benötigen als Brenngas Propan, Butan, Wasserstoff oder Acetylen und zusätzlich noch Sauerstoff. Von der Verwendung von Wasserstoff und Acetylen in der Mini-Werkstatt rate ich dringend ab. Dagegen sind mit Propan/Butan betriebene Geräte recht nützlich, leider aber sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb teuer. Der Sauerstoffverbrauch dieser Geräte ist sehr hoch und die Mini-Sauerstoffflaschen sind teuer. Durch die Zufuhr von Sauerstoff zum Brenngas lassen sich hohe Flammtemperaturen erreichen, die im Mikrobereich echtes Schweißen erlauben. Ich halte das Gerät für sehr praktisch und arbeite gerne damit.
Zum Löten Die Hinweise zum Löten können im Rahmen dieses Manuskripts natürlich nicht vollständig sein. Wenn Sie sich umfassend über das Löten informieren wollen, schauen Sie bitte in eines der zahlreichen Bücher über das Schmuckmachen oder in eines der Goldschmiedefachbücher.
Löten Sie nur an einem gut gelüfteten Arbeitsplatz. Die Dämpfe einiger Flussmittel sind gesundheitsschädlich. Ebenso Ruß und Kohlenmonoxid die bei schlecht eingestellter Lötflamme entstehen können. Sorgen Sie dafür, dass keine brennbaren Materialien in der Nähe des Lötplatzes sind. Wenn Sie ganz vorsichtig sein wollen, können Sie sich und Ihre Kleidung mit einer Lederschürze schützen.
Die heißeste Stelle der Lötflamme liegt unmittelbar oberhalb des blauen Flammkegels. Lötflamme nie direkt auf das Lot halten. Das Lot zieht sich zu einer Kugel zusammen. Die Oberflächenspannung der Kugel ist so hoch, dass das Lot nicht mehr ausfließen kann. Hilfe kann hier ein „Gottesfinger“ sein. Mit ihm lässt sich sowohl die Oberflächenspannung der Kugel zerstören als auch das Lot in Grenzen zur gewünschten Stelle verschieben. Lotschieber gibt es im Goldschmiedehandel, oder man fertigt ihn selbst aus einem ca. 30 cm langen und ca. 2-3 mm dicken Edelstahl- oder Titandraht. Eine Seite anspitzen, an die andere Seite kommt ein isolierender Holz- oder Kunststoffgriff.
"Gottesfinger"
Das Lot fließt immer zur heißesten Stelle, so dass das Lot mit der Flammenspitze ein wenig zur gewünschten Stelle „gezogen“ werden kann. Die Lötflamme immer auf das von der Masse her größere zu lötende Stück halten. Z. B. beim Anlöten einer Öse an einen Anhänger den großen Teil der Hitze auf den Anhänger lenken, sonst verbrennt die Öse, ehe das Lot schmilzt. Lötflamme nie auf eine Stelle halten sondern mit der Flamme immer „wedeln“ um örtliche Überhitzung zu vermeiden.
Ein drehbarer Löttisch ist für viele Arbeiten sehr nützlich. Für gelegentliche Lötungen reicht aber auch ein einfacher Lötziegel. Für größere „Flächen“-Lötungen (z. B. das Auflöten des Rahmens oder von Grubenschmelzdesigns) habe ich mir ein „Lötgitter“
Lötgitter
gebaut das es erlaubt, das Werkstück von unten zu erhitzen. Diese Arbeitshilfe halte ich für sehr nützlich. Der Nachbau ist ganz einfach. Ein etwa 4 mm starker Kupfer-, Eisen- oder Schweißdraht wird zu einem etwa 15 x 20 cm U gebogen. Die 15 cm sind der untere U-Bogen, die U-Schenkel sind je ca. 20 cm lang. Aus einem Edelstahlnetz mit ca. 5 mm Maschenweite wird aus der Mitte (ca. 10x10 cm) jeder 2, Draht abgekniffen und herausgezogen. Das Netz wird mit Bindedraht an dem U-Bogen befestigt. In den Werktisch 2 Löcher im Durchmesser des Drahts und im Abstand des U-Bogens bohren. So kann diese Löthilfe bei Bedarf am Tisch befestigt werden.
Experten werden sicher feststellen, dass ich weder Klammern noch Bindedraht bei meinen Lötungen verwende. Bei den meisten hier beschriebenen und benötigten Lötungen ist das Binden oder Klammern auch nicht erforderlich. Gelegentlich benutze ich Lötpinzetten um die Werkstücke während des Lötens zu fixieren.
Lötpinzette, Kugel magnetisch gelagert, daher in allen Richtungen fixierbar
Zur Praxis des Lötens
Es gibt einige Regeln, die bei jeder Lötung beachtet werden müssen.
1) Werkstück vor dem Löten immer dann durch kurzes Ausglühen entspannen, wenn es vorher durch Biegen oder Treiben verformt wurde. Unterläßt man das Entspannungsglühen, entspannt sich das Werkstück beim Löten und der Lotspalt klafft auf.
2) Die zu lötenden Teile müssen dicht-an-dicht zusammengefügt werden. Mit Lot lassen sich keine Spalte oder Hohlräume füllen. Lotfuge gegen Licht halten. Es darf so gut wie kein Licht durch die Fuge fallen
3) Die zu lötenden Teile müssen immer gefrischt werden. D. h. sie müssen durch Schmiergeln oder Schaben metallisch blank gemacht werden. Das selbe gilt für das Lot. Auch das muß immer gefrischt werden.
4) Lötfugen immer mit Flußmittel wie Borax, Fluoron, Lötpaste Gobi usw. bestreichen. Flußmittel lösen und binden störende Oxidationsreste und fördern die Fließ- und Benetzfähigkeit des Lots.
5) Lot so nahe wie möglich auf oder an die Fuge legen, da das Lot durch Kapilarwirkung in die Fuge gesaugt wird.
6) Werkstück zunächst sehr vorsichtig erwärmen, damit das Flußmittel etwas ausdampfen kann. Dann Werkstück
sehr gleichmäßig erwärmen. Erwärmt man ungleichmäßig kann sich das Werkstück "wellen" oder "verziehen". Das liegt am hohen Ausdehnungskoeffizienten des Silbers. (Für technisch Interessierte: Ausdehnungskoeffizient von Feinsilber = 19,7 x 10 hoch -6). Flamme nie auf eine Stelle halten. Immer mit der Flamme "wedeln" bis das Lot zu schmelzen beginnt. "Spiegeln" die Lotfugen durchgehend, ist die Lötung beendet.
Im übrigen gilt gerade für das Löten:
"üben, üben, üben".
Dabei ist es ratsam nicht an einem aufwändig bearbeiteten Werkstück zu üben, sondern einfach mal ein paar Reste zusammen zu löten.
Viel Erfolg
Edmund
Auszug aus meinem Manuskript "Vom Silberblech zum Emailschmuck" Falls Sie an dem gesamten ca 40seitigen, farbig bebilderten Manuskript interessiert sind, schicken Sie mir eine E-Mail:
massow@emailkunst.de
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Zuletzt geändert von Edmund am 10.08.2006, 16:04, insgesamt 1-mal geändert.