Alles über Wasserdichtigkeit und "getauchte Uhren"
Grundsätzlich sollte man gleich zu Beginn sagen, dass Uhren und Wasser nicht unbedingt befreundet sind, aber im Zuge der immer höheren Ansprüche, die eine Armbanduhr im Laufe der Zeit zu erfüllen hatte, kamen wasserdichte Gehäuse nicht nur für solche Uhren auf den Markt, für die sie ursprünglich gedacht waren, nämlich für Taucher, sondern für ganz "normale" Menschen. Heute gilt das Kriterium "wasserdicht" bei Uhren als ebenso selbstverständlich wie man heutzutage davon ausgeht, dass eine Uhr genau geht. Mit den immer weitergehenden Versprechungen der Hersteller, verbunden mit dem fortschreitenden Wettbewerb bei preiswerten Uhren, kamen "Multifunktionsgeräte" fürs Handgelenk auf den Markt, die neben Uhr, Kalender und Taschenrechner noch Datenbanken und Telefonnummernverzeichnis hatten. Diese Geräte waren trotz einer Vielzahl von mehr als 20 Drückern und Öffnungen "wasserdicht bis 100 m". Doch vielversprechende Werbebotschaften und die wirklichen Kriterien, nach denen eine Uhr als wasserdicht gelten kann, unterschieden sich immer häufiger. Oder würden Sie allen Ernstes mit Ihrem Notebook im Regen arbeiten oder Ihren Taschenrechner unter Wasser gebrauchen? Anspruch und Wirklichkeit sind nicht immer deckungsgleich, und so kommt es, dass viele Versprechungen der Werbung in Bezug auf eine wasserdichte Uhr nicht mit der Realität übereinstimmen. Um hier einmal ein wenig Klarheit zu schaffen, sind im Folgenden einige Dinge aufgeführt, die man als Besitzer einer als "wasserdicht" bezeichneten Uhr beachten sollte.
1. Warum eine Uhr nicht ein für alle Mal "dicht hält" Selbst wenn die Eigenschaft "wasserdicht" in der Beschreibung zugesichert wird, ist es eine Tatsache, dass diese Eigenschaft nicht von immerwährender Dauer ist. Wie alle Verschleißteile, seien es nun Keilriemen oder Auspuffe beim Auto, Dichtungen an Wasserhähnen, Zeilentrafos bei Fernsehern oder Treibriemen bei Waschmaschinen, sind auch Gummi- oder Kunststoffdichtungen in Uhren von Alterung und Verschleiß betroffen. Dies geschieht entweder durch Aushärten des Weichmachers im Kunststoff, wodurch die Glas- oder Gehäusedichtung porös werden, oder durch Zerfressen der Gummidichtungen am Gehäuseboden oder der Krone durch Schweiß, Salzwasser oder Schmutz. Auch durch Stöße auf die Krone oder das Glas oder Verkanten des Gehäusebodens beim Schließen, können Dichtungen beschädigt werden. In allen Fällen sind die Dichtungen nur im Neuzustand und nur auf eine bestimmte Zeit in der Lage, ihre normale Aufgabe zu erfüllen, und müssen danach ersetzt werden. Manchmal lösen sich Gummidichtungen bei Luftabschluss durch chemische Reaktionen auf und bleiben als schwarze, pechartige Masse in den Gehäusewindungen kleben (Abb. links). Was passiert, wenn man sich hinfort nicht mehr darum kümmert, wird hier beschrieben: Die Folge der verloren gegangenen "Wasserdichtigkeit" ist das Eindringen von Wasser oder Feuchtigkeit in das Gehäuse. In schlimmen Fällen sind es meistens "ertrunkene" Uhren, bei denen das von Rost bräunlich eingefärbte Wasser in kleinen Tröpfchen unter dem Glas kondensiert ist oder gar wie bei einer Waschmaschine vor dem Schleudern auf "halb Acht" steht. Zu allem Übel liegt meist der "Wasserschaden" schon mehrere Wochen zurück, aber "die Uhr ist ja bis heute einwandfrei gelaufen". Hierzu ist zu sagen, dass selbst bei wasserdicht konstruierten Uhren, sehr wohl in ungünstigen Situationen Feuchtigkeit ins Gehäuse eindringen kann, diese aber von alleine nicht wieder aus dem Gehäuse entweichen wird. Gemäß den physikalischen Gesetzmäßigkeiten kondensiert Feuchtigkeit immer an der kältesten Stelle des Körpers, in dem sie eingeschlossen ist. Wenn die Uhr am Handgelenk getragen wird, ist der Temperaturunterschied vom Gehäuseboden, der auf dem Arm aufliegt, zum Glas, das der Umgebungsluft oder im Winter dem Fahrtwind beim Skifahren ausgesetzt ist, so groß, dass sich die eingeschlossene Feuchtigkeit auf der Innenseite des Glases niederschlägt. Diese Tatsache macht man sich bei der Prüfung der Wasserdichtigkeit von Uhren zu nutze, indem man die Uhren einige Zeit in ein Wasserbad legt, sie herausnimmt und anschließend erwärmt, und dann einen Tropfen kaltes Wasser auf das Glas träufelt. Ist durch das "Einlegen" in Wasser Feuchtigkeit, selbst in geringsten Mengen in die Uhr eingedrungen, so schlägt sich diese auf der Innenseite des Glases unter dem Tropfen nieder. Wischt man den Tropfen ab, und kein Beschlag ist sichtbar, hat die Uhr diesen Teil der Prüfung bestanden. Die eingeschlossene Feuchtigkeit in der Uhr bleibt natürlich im Innern der Uhr und wenn man die Uhr ablegt, verteilt sich diese Feuchtigkeit gleichmäßig in der Uhr und liegt natürlich auch auf allen Werkteilen, wodurch alle Teile der Uhr, die aus konstruktiven Gründen nicht aus Edelstahl gefertigt werden können, rosten. Je länger die Feuchtigkeit im Gehäuse verbleibt, desto größer der entstehende Schaden. Am besten, Sie gehen sofort zu einem qualifizierten Uhrmacher und lassen die Uhr wenigstens austrocknen. Bei der Rückkehr aus dem Urlaub sollten Sie das Werk kontrollieren und gegebenenfalls reinigen lassen, aber auf jeden Fall das Leck in Ihrem Uhrengehäuse abdichten lassen. Wasserdichte Gehäuse müssen regelmäßig auf ihre Dichtigkeit überprüft werden, denn selbst die besten Taucheruhren, die in Tiefen von 300 oder mehr Metern unter Wasser benutzt werden können, haben Dichtungen, die beizeiten ersetzt werden müssen. Berufstaucher tragen ihre Uhren, denen sie immerhin ihr Leben und ihre Gesundheit anvertrauen, nur während des Tauchganges, um sie bei Stößen am Land nicht zu beschädigen. Eine auch nur leicht angeschlagene Krone, deren Verformung man mit bloßem Auge kaum sehen kann, führt schon zum massiven Wassereinbruch und damit zum Schaden am Uhrwerk.
2. Wie "dicht" hätten Sie es den gerne? Für das Kriterium "wasserdicht" gibt es bestimmte Standards, deren Definition im Folgenden erklärt werden: Diese Bezeichnung "wasserdicht" entspricht in der Definition von DIN 8310 folgenden Kriterien, die da lauten: "Uhren, die als ’wasserdicht’ bezeichnet werden, müssen widerstandsfähig gegen Schweiß, Wassertropfen, Regen usw. und gegen Eintauchen in Wasser über 30 min und bei einer Wassertiefe von 1 m sein". Ferner gilt laut DIN 8310: "Der Hersteller und Vertreiber von wasserdichten Uhren muss jeder Uhr eine Gebrauchsanleitung beifügen...". Auf den Uhrgehäusen gibt es zunächst die gebräuchlichste Bezeichnung: "Water resistent". Diese bedeutet zunächst nichts anderes als: die Uhr ist gegen Eindringen von Wasser "resistent" (to resist - engl. widerstehen), allerdings ohne Angaben, unter welchen Umständen und bis zu welchen Grenzen. Bei diesen, meist einfachen Uhren gilt: Hände weg vom Schwimmen. Das Gehäuse hält allenfalls Staub, Feuchtigkeit und zufällige Kontakte mit Wasser aus, aber die Grenze ist schnell erreicht. Wenn an die Angabe "Water resistent" noch die Bezeichnung "bis 30 Meter" anschließt, bedeutet dies: die Uhr ist bis zu einer Eintauchtiefe von 30 Metern (entspricht 3 bar Überdruck) gegen eindringendes Wasser geschützt. Natürlich wird diese Angabe "bis 30 Meter Tiefe dicht" nur unter Laborbedingungen mit einem Überdruckprüfgerät getestet. Die wenigsten können sich aber unter "3 Bar Überdruck" die entsprechende Relation für Wasser vorstellen, deshalb die Angabe in Metern. Nun muss man aber dennoch darauf hinweisen, das diese Uhr zwar für den "täglichen Gebrauch" wie z. B. Autowaschen, Garten- oder Hausarbeit und beim Händewaschen problemlos geeignet ist, allerdings nicht für Tauchgänge bis an die angegebene Grenze von 30 Metern Tiefe. Entscheidend für eine solche Einschränkung ist die Testmethode, die sich von den tatsächlichen Bedingungen deutlich unterscheidet. Zum einen wird nicht mit Wasserdruck, sondern mit Luftdruck geprüft. Zum anderen herrschen im Wasser, speziell in größeren Tiefen wie z. B. in 30 Metern Tiefe, meist andere Temperaturen als an der Luft und außerdem bewegt man sich im Wasser ja noch zusätzlich, was den Druck erhöht. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass auch normales Schwimmen eine solche Uhr schon an die Grenze ihrer Belastbarkeit führt. Beim Sprung von einem 1 Meter hohen Sprungbrett oder einem Startblock ins Wasser ist die Uhr beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche demselben Druck ausgesetzt wie etwa in 50 Meter Tauchtiefe. Das kann das eine oder andere Mal gut gehen, aber eine Gewissheit für den schadensfreien Schwimmbadaufenthalt der Uhr ist die Angabe, bis 30 Meter wasserdicht nicht. Unbedenklicher ist dies bei Uhren mit Angaben wie "Water resistent bis 100 Meter" oder mehr. Diese Uhren gelten als geeignet für alle Alltagssituationen, einschließlich Schnorcheln und Wassersport. Für Flaschentauchen sollten die Uhren mindestens 10 bar Überdruck aushalten (100 m Tauchtiefe), am besten 20 bar, also bis 200 Meter. Irreführend sind Bezeichnungen wie "Water resistent bis 30 m". Diese Bezeichnung bedeutet nichts anderes als die DIN-Forderung: "Wasserdicht bei über 30 Minuten in 1 Meter Wassertiefe". Diese abwegige Bezeichnung, die nicht den gängigen Abkürzungen des Kleinbuchstabens "m" entspricht ist, aber dennoch geläufig. Bei älteren Uhren, gerade aus den 80er Jahren, findet sich auch häufiger die Bezeichnung "water resistant - 10 ATM". Dies bedeutet, dass das Gehäuse einem Überdruck bis 10 Atmosphären standhält. Seit der Vereinheitlichung der Bezeichnungen in Europa wird für Druck nur noch die Größe "bar" angegeben. 1 ATM entspricht aber in etwa 1 bar Druck, so dass die Umrechnung nicht schwer fällt. Wichtig ist für alle Angaben, das diese immer zum Zeitpunkt der Prüfung gelten und auch nur unter den geprüften Bedingungen! Wenn die Uhr im Laufe des Tragens angestoßen wird oder durch Hautschweiß die Dichtungen in Mitleidenschaft gezogen werden, gilt diese Zusage nicht mehr. Deshalb vermeiden Sie mit einer Uhr, die nicht ausdrücklich für Wassersport ausgelegt ist (bis 10 bar Überdruck) den Kontakt mit Wasser.
3. Wie muss eine wasserdichte Uhr beschaffen sein? Nicht nur die Dichtungen und die Angabe auf dem Garantieschein sind für eine dauerhaft wasserdichte Uhr entscheidend, sondern vor allem die Gehäuseausführung. Ist eine Armbanduhr rechteckig, hat ein Lederband und eine kleine, zierliche Krone, ist sie mit Sicherheit nicht für Wasserkontakt geeignet, egal was die Herstellerangaben versprechen. Eckige Uhrgehäuse lassen sich nicht zuverlässig und dauerhaft abdichten. Kleine, zierliche Kronen, wie sie an Damen- oder eleganten Herrenuhren üblich sind, bieten nicht den nötigen Schutz gegen Verformung durch Stöße und sind im allgemeinen zu empfindlich, um Wasser dauerhaft auszusperren. Im übrigen sind Uhren mit Lederbändern schon wegen des Armbandes nicht zum Schwimmen oder zum Kontakt mit Wasser geeignet. Eine dauerhaft wasserdichte Uhr braucht ein solides Edelstahlgehäuse, welches aus einem Block gefertigt ist. Es sollte einen verschraubten Gehäuseboden, zumindest aber einen mit einer Santil-Dichtung (stabiler, farbiger Kunststoffring, der Gehäuse und Deckel dicht verbindet) versehenen Boden haben. Weiterhin sollte das Glas mit einer Kunststoffdichtung in das Gehäuse gepresst sein und nicht über den Gehäuserand hinausstehen (bei gewölbten Gläsern sollte der Glasrand nicht überstehen). Das Uhrglas sollte so dick beschaffen sein, dass es den auftretenden Druck ohne Bruch oder Risse übersteht. Die Krone sollte am besten verschraubt sein, wenn möglich auch mit seitlichem Flankenschutz gegen Verformung durch Stöße gesichert sein. Auch Gehäuse aus Kunststoff können großem Wasserdruck standhalten, wenn das Gehäuse entsprechend formstabil ausgeführt ist. Gerade robuste Digital-Uhren (CASIO G-Shock) oder verschweißte Uhrgehäuse mit nur zwei Öffnungen für Stellwelle und Batterie (SWATCH) sind gegen Wasser hervorragend abgedichtet. Dabei gilt aber, dass das Gehäuse an keiner Stelle beschädigt sein darf und die Dichtungen sowie die Gehäuserückseite beim Batteriewechsel sorgfältig gereinigt und gefettet werden müssen, um die Uhr wieder einwandfrei zu dichten.
4. Ist meine Uhr mach dem Öffnen noch wasserdicht? Grundsätzlich ja, sofern sie es zuvor auch war. So heißt die korrekte Antwort, an die man ergänzend noch anfügen müsste, es kommt auch darauf an, ob in das Gehäuse nicht nur im gerade getragenen Zustand kein Wasser eindringen konnte, sondern auch nachdem der Deckel entfernt und wieder aufgesetzt wurde. Durch das Tragen einer Uhr am Handgelenk sammelt sich am Gehäuse und am Armband ein (je nach Dauer des Tragens) dünner bis dickerer Film aus Talkum und Hautpartikeln, die sich täglich von der Haut absondern und sich in alle Zwischenräume des Uhrgehäuses setzten. Folglich legt sich dieser Film auch in alle Fugen zwischen Deckel und Gehäuse sowie um die Krone. Diese Schicht dichtet wie eine Fugenmasse die Gehäuseöffnungen zusätzlich ab. Wenn man den Deckel einer Uhr entfernt, wird diese Schicht natürlich ebenfalls entfernt und ist beim Wiederaufsetzen durchbrochen. Folglich kann ein solches Gehäuse, das nicht darüber hinaus über ein intaktes Dichtungssystem verfügt, nach dem Öffnen des Gehäuses und dem Entfernen des Belages anschließend undicht sein. Warum lässt man diesen Belag nicht einfach am Gehäuse und entfernt ihn nicht, wird sich der eine oder andere denken; es ist aber nicht möglich, den Deckel wieder genauso aufzusetzen, dass keines dieser Schmutzpartikel, denn aus nichts anderem besteht diese Schicht, zwischen Gehäuse, Dichtung und Deckel kommt. Das ist genau so wie bei den Steinplatten, die eingesäumt von Kies oder Sand auf einer Terrasse verlegt sind. Nehmen Sie eine der Platten heraus und versuchen Sie, diese in dieselbe Lücke wieder einzusetzen, ohne dass ein Kieselsteinchen oder Sandkörner unter die Platte rutschen. Die Platte wird selbst bei sorgfältigster Arbeit nicht wieder flach auf dem Untergrund liegen, sondern höher aus dem Weg hervorstehen als vor dem Anheben. Um sie wieder flach auf die Unterlage platzieren zu können, muss die gesamte Menge Kies oder Sand um die Platte zunächst entfernt werden, die Platte kann so neu platziert werden und liegt sauber an. Genau so muss der Uhrmacher den Gehäuseboden vor dem Wiederbefestigen reinigen, da sonst die Gefahr besteht, dass Schmutzpartikel zwischen Gehäuse und Deckel kommen und so zu einem Leck führen.
5. Taucheruhren Ausgehend davon, dass nicht jede wasserdichte Uhr automatisch eine Taucheruhr ist, sind im Folgenden einige Kriterien angeführt, nach denen man Uhren für den Taucheinsatz von solchen unterscheidet, die "nur" wasserdicht oder für den Wassersport geeignet sind. Uhren für den Einsatz unter Wasser müssen zunächst einmal so konstruiert sein, dass sie dauerhaft abgedichtet und damit gegen einen Wassereinbruch gesichert sind. Die Konstruktion der Gehäuse ist bei Uhren für Taucher sehr robust ausgeführt und an den gegen Eindringen von Wasser sensiblen Stellen besonders ausgeführt. Die Krone ist durch die Notwendigkeit, die Uhr aufziehen oder stellen zu müssen, zwangsläufig unverzichtbar. Sie wird bei Taucheruhren allerdings erheblich robuster ausgeführt und idealerweise durch seitliche Gehäuseflanken gegen Beschädigung geschützt. Bei Taucheruhren sind die Kronen mit dem Gehäusetubus verschraubt und im Inneren durch spezielle Dichtungssysteme geschützt. Der Gehäuseboden, der zur Wartung des Uhrwerks notwendigerweise zu öffnen sein muss, ist ebenfalls durch spezielle Dichtungen gegen Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit abgesichert. Im Idealfall ist auch dieser verschraubt, kann aber auch - entsprechend konstruiert - zum Aufpressen sein. In jedem Fall sollte das Gehäuse so massiv ausgeführt werden, dass es dem bei zunehmender Tiefe unter Wasser ansteigenden Druck standhalten kann. Eine Wassertiefe von 10 m bedeutet eine Belastung von 10 kg/cm2. Bei einer Tiefe von 100 m sind es bereits 100 kg/cm2. Dieser Wert gilt selbstverständlich nur unter Testbedingungen in einem Prüfgerät. Bei einem Tauchgang in diese Tiefen sind zusätzlich zu den auftretenden Druckbelastungen der Wassersäule noch die Bewegungen des Tauchers und eine sehr starkabnehmende Temperatur relevant. Auch wenn die Uhr bei einem Tauchgang in diese Tiefen angestoßen wird, erhöht sich die Belastung auf das Gehäuse erneut. Taucheruhren, die tatsächlich für das Flaschentauchen ausgelegt sind, müssen daher immer die doppelte oder besser die dreifache "Reserve" an Belastung aufweisen. Für Taucher mit normaler "open water" Qualifikation sind Tiefen bis max. 40 m üblich. Die Uhr muss folglich für eine Belastbarkeit von mindestens 120 m Tauchtiefe ausgelegt sein, um für Flaschentauchen geeignet zu sein. Die Zifferblätter und der drehbare Kranz einer Taucheruhr unterliegen ebenfalls bestimmten Anforderungen. Die Zeiger müssen nach DIN 8306 für Taucheruhren deutlich in Form und Größe voneinander unterscheidbar sein und durch Leuchtmittel auch bei schlechten Lichtverhältnissen bis hin zu Dunkelheit erkennbar sein; gleiches gilt auch für den Sekundenzeiger. Das Zifferblatt muss ebenfalls durch Leuchtmittelindizes im Dunkeln erkennbar sein. Die Leuchtindizes auf den Positionen 3, 6 und 9 müssen sich von den übrigen unterscheiden und der Index bei Pos 12 wiederum von allen anderen. Er sollte so gekennzeichnet sein, dass er am größten und am schnellsten wahrnehmbar ist. Insgesamt müssen Zeiger und Zifferblatt so ausgelegt sein, dass man - ohne die Position der Uhr zu erkennen - sofort die Lage des Zifferblattes und der unterschiedlichen Zeiger identifizieren kann. Die drehbare Lünette der Taucheruhren dient zum Einstellen der Startzeit des Tauchganges, die das Einhalten der errechneten Dekompressionszeiten beim Auftauchen nach längeren oder häufigeren Tauchgängen in größeren Tiefen erleichtert. Durch den in dieser Tiefe stark ansteigenden Außendruck reichert sich der sonst mit der Atemluft ausgeatmete Stickstoff im Blut an. Steigt man nach einem längeren Tauchgang in größeren Tiefen zu schnell wieder an die Oberfläche, kann der nun im Blut gelöste Stickstoff nicht langsam durch die Lunge abgeatmet werden, sondern bildet in dem umgebenden Gewebe kleine Bläschen. Dieses Phänomen ist auch beim Öffnen einer Flasche Mineralwasser mit Kohlensäure zu beobachten. Im geschlossenen Zustand ist das Wasser in der Flasche "still". Schraubt man den Deckel ab, bilden sich sofort kleine Bläschen an der Innenseite der Flasche und der überschüssige Druck entweicht mit einem Zischen. Im Körper entweicht der "Überdruck" nicht in die Atemluft, sondern bringt das Blut zum "Aufschäumen". Eine Luftembolie ist die Folge und kann, wenn sich die Bläschen z. B. in einem Wirbelkanal im Rückenmark bilden, zu Lähmungen von Gliedmaßen führen. Damit der beim Auftauchen aus größeren Tiefen nötige Druckausgleich allmählich erfolgt, müssen Taucher in bestimmten Tiefen Wartezeiten von festgelegter Dauer einhalten. Um diese Zeiten besser zu überschauen, haben Taucheruhren einen Dekompressionsring am Gehäuse, der sich - nach Vorschrift - nur in einer Richtung, nämlich gegen den Uhrzeigersinn, drehen lassen darf und der in der eingestellten Position einrastet. Dieser Ring sollte gut greifbar sein und muss ebenfalls bei der Null-Position einen Leuchtpunkt, zumindest aber eine deutliche Markierung, aufweisen. Idealerweise ist eine Taucheruhr mit einem mechanischen Werk ausgestattet, da nicht die Gefahr besteht, dass die Batterie in einem ungünstigen Zeitpunkt leer ist, und man nicht in jedem Land, das ideale Tauchziele bietet, auch einen kompetenten Uhrenservice vorfindet. Professionelle Taucher tragen die Uhren, mit denen sie Tauchgänge ausführen, nur für diese Zwecke und schonen die Uhr im Alltag. Schließlich hängt mitunter ihr Leben davon ab und für Taucher geht Sicherheit stets vor. Uhren für professionelle Taucher, die Taucheinsätze in großen Tiefen über längere Zeit ausführen, müssen spezielle Eigenschaften besitzen. Berufstaucher mit einer Einsatztiefe von 100 und mehr Metern und Tauchgängen von einer Stunde Dauer oder mehr sind in den Pausen zwischen den Einsätzen in einer Taucherglocke untergebracht. Diese wird vom Begleitschiff in die Arbeitstiefe abgesenkt, und nach einer bestimmten Wartezeit für den Druckausgleich sind die Taucher in der Lage, in dieser Tiefe zu arbeiten. Die Dekompressionszeit aus dieser Tiefe wiederum wäre so lang, dass nur ein Einsatz pro Tag möglich wäre und der Körper sehr stark belastet würde. Reparaturen am Sockel einer Bohrinsel oder an Unterwasserpipelines dauern aber entsprechend lange, so dass die Taucher abwechselnd in Schichten arbeiten. Das Atmen in diesen Tiefen und bei dementsprechendem Überdruck ist schwerer als bei Normaldruck. Der Atemluft wird deshalb Helium beigemischt, was das Atmen erleichtert. Helium ist das kleinste und leichteste Atom und dringt selbst durch Metall und Glas mit der Zeit durch. Also hat eine Uhr nach einem Aufenthalt in einer Taucherglocke ebenfalls einen Überdruck Helium im Gehäuse. Wollte man diesen Druck ausgleichen, müsste man in der Dekompressionsphase die Uhr öffnen. Um dies zu vermeiden, haben professionelle Taucheruhren wie die Omega Seamaster Professional oder der Chronograph aus derselben Reihe ein Heliumventil, das zum Druckausgleich aufgeschraubt werden kann. Bei der Sea-Dweller von Rolex sorgt ein Ventil für den nötigen Druckausgleich; es ist an der gegenüberliegenden Seite der Krone angebracht und reagiert wie das Ventil eines Schnellkochtopfes. Für "normale" Taucheranwendungen oder für Wassersport sind diese Uhren fast schon überqualifiziert, doch beim Einsatz einer Uhr zum Tauchen sollte man auf die oben beschriebenen Kriterien achten. Im Folgenden sind einige Taucheruhren aufgeführt, die zum Teil die geforderten Eigenschaften besitzen.
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QUELLE: Uhren-HIEBER
_________________ Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.
Albert Einstein
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