Die Reihen der Fassungen sind beide nicht ganz OK, jedenfalls aus meiner Sicht. Bei derartigen Fassungsreihen gibt es drei Hauptgruppen von Fassweisen: Eingeriebene Steine (Einzelfassungen), Kanalfassungen, sowie Verschnittfassungen (Pavee).
Für alle Fassarten gilt ganz allgemein heute, dass die Steine so tief gesetzt werden, dass die Tafeln in einer Ebene mit der Oberfläche des Ringes stehen. Bei diesem Ring hier ist das etwas schwierig, weil die Steine sozusagen in der "Borke" gefasst sind. Werden Einzelfassungen gewählt, sollte so viel Platz vorhanden sein, dass die Fassungen, Stück für Stück, auch komplett und ordentlich ausgeführt werden können. Dazu werden ganz normal Löcher mit dem Rosenbohrer gebohrt, aufgeweitet, mit einem passenden Kugel-Steinruh-oder Doppelkegelfräser der erforderliche Steinsitz plan und in gleicher Höhe mit den anderen angelegt. Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass die Öffnung nicht zu groß wird und gerade bleibt. Die Steine werden dann mit einem Punzen oder einem Stück Kupferdraht eingeklickt und mit einem Anreiber "angerieben". Ist das alles OK, dann braucht man weiter nichts mehr zu machen.
Bei der Kanalfassung werden genau wie gehabt die Löcher gebohrt, die verbindenden Stege jedoch mit Trennscheiben/Fräsern/Stichel bis unter die Rondiste der späteren Steine entfernt. Die Breite des Grabens sollte dabei immer deutlich kleiner sein, als der Durchmesser der Steine ist. Nun wird zunächst an einer Seite eine unter der Oberfläche gefräste Steinauflage mit einem der flacheren Doppelkegelfräser geschnitten. Diese erste Steinauflage sollte etwas tiefer eingeschnitten werden, als die nun folgende zweite auf der Gegenseite. Ist alles richtig gemacht, können nun die Steine an den Bohrlöchern schräg in den Graben geschoben und in Rille Nr 1, also in die Steinauflage eingeschoben werden. Mit ein wenig Druck von oben, sollte der Stein nun mit einem leisen Klick in sein Lager "flutschen". Will er nicht, muss evtl in Rille 1 nich etwas nachgefräst werden, oder gar der Kanal etwas verbreitert werden. Das erfordert etwas Übung, aber nach einigen Versuchen klappt es ganz bestimmt. Sind die Fräs-u. Bohrarbeiten odentlich und genau gemacht worden, sitzen die Steine nun alle in gleicher Höhe und gleichen Abständen. Nun wird das Material über der Steinauflage 2 mit einem flachen Punzen vorsichtig heruntergedrückt. Sowie die Tafeln der Steine beginnen aus der Waagerechten zu kippen, wird die Seite 2 bearbeitet. Das sollte mit einem Fasserhandstück und einem Flachpunzen geschehen. Ist alles vollbracht, die Steine sitzen fest und gerade und sind auch noch ganz (
), die Oberfläche ist geschmirgelt und poliert, werden die inneren Kanten mit einem polierten Flachstichel, oder einem seitlich angeschliffenen Spitzstichel vorsichtig geglättet. Angestrebt werden zwei parallele und gerade Linien, die an den Enden jeweils mit einem sauberen rechten Winkel die gegenüberliegende Kante der Fassung treffen.
Bei der dritten Art, der Paveefassung, werden nähmliche Löcher erst
nach dem Anlegen der Außenfacetten gebohrt. Also ERST die Löcher anzeichnen, DANN die Spiegelfacetten anzeichnen und mit einem Spitzstichel/Flachstichel stechen. DANACH werden die Löcher in gewohnter Weise gebohrt, erweitert und mit den Steinauflagen versehen. Nun nimmt man mit einem lanzettartigen Fräser, oder einem Stichel, die Mitte zwischen den Löchern weg, so dass dort ein tiefer Graben entsteht, der bis unter die Rondisten der später dort befindlichen Steine reicht. Danach nimmt man mit einem Stichel das überflüssige Material an den Bohrlöchern weg. Meist reicht es aus, wenn man mit einem entsprechend breiten Flachstichel von der Seitenfacette in das Bohrloch sticht. Als Nächstes werden die Steine gesetzt. Wenn alles richtig gemacht wurde und die Löcher nicht zu groß gebohrt wurden, passt der Stein FAST in das Loch, oder besser gesagt das Restloch, denn von dem Material stehen ja nur noch die zwei dicken Blöcke zwischen jedem der Bohrlöcher. Man legt ihn auf diese Krappen und setzt einen punzen auf die Tafel und drückt dann den Stein mit sanfter Gewalt in seinen Steinsitz. Ist alles richtig gemacht worden, lässt er sich problemlos herunter drücken und sitzt eigentlich schon ziemlich fest, auf Spannung zwischen den Krappen. Die Steine werden herunter gedrückt bis auf die vorbereiteten Steinsitze. Sind alle Steine gesetzt und gerade in den Fassungen, werden die Körner mit einem messerförmig geformten Stichel. der an BEIDEN SEITEN der Schneide gleichmäßig keilförmig geformt ist, geteilt. Eigentlich ist das wie ein scharfer Schraubenzieher. Er wird mit der Schneide in die Mitte eines der dicken Körner gesetzt und dann nach unten gedrückt. Hierbei schneidet der Stichel das Korn uin zwei quadratische Hälften. Bei diesem Vorgang werden die Steine endgültig befestigt, da die auseinander strebenden Hälften der geteilen Krappen, die Steine sicher halten.
Viele anstrebende Fasser haben ihre liebe Not mit der Sauberkeit ihrer Verschnittarbeiten. Geht man nach der von mir beschriebenen Methode vor, stellt sich dieses Problem erst gar nicht. Bereits an dieser Stelle lässt sich erkennen, dass die Körner makellos gerade sitzen und absolut sauber aus den Fassungen stehen. Jedenfalls dann, wenn alles richtig und gut gemacht wurde. Sie sind, jedes Stück, genau quadratisch und werden nun nur noch mit einem Korneisen leicht und locker VERRUNDET. Das Korneisen dient IN KEINEM FALL dazu, lose sitzende Steine zu befestigen! Mit diesem Werkzeug werden ausschließlich die runden Oberflächen der Krappen, die "Körner" hergestellt.
Natürlich muss diese schwierige Technik geübt werden, kein Meister ist jemals vom Himmel gefallen, es steht und stand immer eine gewaltige Leistung vor jeglicher Perfektion. Aber auch hier bei der Fasserkunst, ist absolute Konzentration und der einwandfreie Zustand aller Werkzeuge von grundllegender Bedeutung. Gleichgroße identische Steine, sind ebenfalls ein absolutes Muss beim Paveefassen.
Es gibt viele unterschiedliche Arten des Paveefassens, die hier nicht alle besprochen werden können. Was ich hier beschrieben habe, sind aber "das tägliche Brot", immer wiederkehrende Arbeiten, die jeder Schmuckschaffende beherrschen sollte.
Ich werde gelegentlich auch noch etwas zum Thema Zargenfassungen absondern, ein Bereich, der mindestens genau so wichtig und schwierig ist wie das Paveefassen. Zudem ist das Fassen von Farbsteinen mit erheblichen Gefahren verbunden, man braucht dazu absolute Ruhe, das Wissen, die Übung und eine ruhige Hand. Sonst kann es grausam teuer werden!