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Oberflächenbehandlung, Beschichten & Stoffeigenschaftändern z.B. durch Wärmebehandlung: Beizen, Schleifen, Polieren, Mattieren, Patinieren, Zaponieren, Brünieren, Ultraschallbad, Reinigung und Pflege von Schmuck, Färben z.B. mit Pariser Oxyd, Schwefelleber, Noirit, Kaliumsulfid
ich lese schon eine ganze Weile immer mal in Eurem Forum und nun habe ich selber eine Frage und hoffe, dass Ihr mir helfen könnt.
Ich habe ein Problem mit dem Polieren von Silber. Ich benutze einen Dremel mit Garnpolierrädchen (Drehzahl 10-15.000) und Gigalux gelb und rot.
Ich bekomme einfach keine schön polierte Oberfläche hin?! Glatt wird es schon, aber das Silber wird fleckig beim Polieren - es verändert innerlich scheinbar seine Farbe und ist an einigen Stellen dunkel? Was mache ich falsch?
kann es sein, daß Dein Silberwerkstück bei der Verarbeitung Blausilber gebildet hat? Du schreibst, daß es in sich dunkel erscheint.
Da man Blausilber durch beizen nicht weg bekommt könntest Du nru versuchen es wegzuschleifen oder das Werkstück eben matt schlagen. Da sieht man es nicht so kräftig wie bei polierten Flächen.
Diese "Verfärbungen" habe ich bei jedem Stück. Deshalb mattiere ich auch bisher alles... was ich eigentlich auch schöner finde, aber es ärgert mich und ich würde gern wissen warum das immer auftritt. Beizen tue ich übrigens mit Alaun.
Bei welchem Verarbeitungsschritt entsteht Blausilber? Kann man das irgendwie verhindern?
Blausilber ist eine Tiefenoxidation. Das entstehende Kupferoxidul ist leider nicht lösbar. Was hilft ist fernhalten des Sauerstoffs beim Löten z.B. durch vollflächiges Abdecken des Gegenstands mit z.B.Flußmittel oder Borax.
Das Blausilber entsteht duch Tiefenoxidation des enthaltenen Kupfers in der Legierung (besonders bei 925/-) durch die Hitze beim z.B. Löten, Glühen. Man kann es etwas eindämmen durch Bestreichen des kompletten Werkstücks mit Flussmittel H oder Brazetec (ist das gleiche, nur anderer Name, gibts von umicore oder degussa), Arbeitstemperatur liegt bei 500-800 °C. Vorteil: Durch die pastöse Konsistenz lässt es sich gut auf dem Werkstüch verteilen, nach etwas Erwärmung streicht man die unberührt gebliebenen Stellen nach, da es sich etwas zusammen zieht und "Lücken" entstehen, und lötet dann durch. Nachteil: Es bläht auf und die Lotpaillen verschieben sich leichter oder hüpfen weg, also nachpositionieren. Falls doch Blausilber da ist, hilft nur wegschleifen. Politur von Silber klappt recht gut mit blauem unipol, nicht zu hohe Drehzahl nehmen, sonst bildet sich schwer zu entfernender grauschwarzer Schmierfilm, Drehzahl wie beim Poliermotor c. 1200-2400 Umdrehungen. Gutes Gelingen! Nachtrag: wurde oben schon erklärt, Ergänzung: Brazetec hält sich besser als Boraxwasser wegen der Konsistenz bzw. geringerer Oberflächenspannung des Mittels.
Vielen Dank für die vielen Tipps! Ich werde es mal mit dem kompletten Bestreichen mit Flussmittel versuchen.
Das letzte Werkstück mit dem ich das Problem hatte, wurde allerdings nie gelötet... ich habe es gießen lassen. Bis vor dem Polieren sah noch alles gut aus (oder ich habs vorher nicht gesehen) aber danach waren Flecken da.
Gießen ist genauso wie Löten oder Glühen, korrekter gesagt noch "stressiger" für das Silber, da es ja flüssig ist und die Temperatur dementsprechend noch höher sein muß als bei der Montage/Lötungen. Und Silber wie auch die Sterlinglegierung ist halt reaktionsfreudig gegenüber Sauerstoff. In flüssigem Zustand kann es sehr viel Sauerstoff aufnehmen, was z.B. beim Guß bei normalen Werkstattbedingungen (also keine Vakuumgußanlage) zum "Spratzen" des Silbers beim Eingiessen führen kann. Hab es selbst noch nicht erlebt, erinnere mich jedoch noch ein bisschen an die Theorie. Daher muß man den Sauerstoffzutritt beim Schmelzen mit reduzierendem Schmelzmittel (Borax oder fertige Schmelzpulvermischungen ohne Salpeter) weitestgehend unterbinden. Hatte auch schon leichtes Blausilber bei Stücken, die vom Gießer kamen, passiert halt. Rausschmirgeln heißt die Devise. Bloße Mattierung hilft nicht! Die Materialabtragung muß schon ausreichend sein. Und Blausilber ist, bei entprechendem Licht, auf Mattierungen genauso gut zu sehen wie auf Polituren, leider
unikatschmuck hat geschrieben:Drehzahl wie beim Poliermotor c. 1200-2400 Umdrehungen.
Bei der Drehzahl würde es mit dem Dremel (oder jedem anderen Handstück) ewig dauern. Da ja hier nur kleine Rädchen eingesetzt werden (Durchmesser ca. 20 mm), ist die Oberflächengeschwindigkeit gegenüber dem Polierrad (Durchmesser ab 100 mm, meistens 150 mm) am Motor um ein Vielfaches geringer. 10.000 U/min sind schon gar nicht so falsch, da erreicht man eine ähnliche Oberflächengeschwindigkeit, wie am Polierrad mit ca. 2.800 U/min.
Ansonsten ist Unipol sehr gut für Silber, da stimme ich voll zu.