Von Herrn Prof. Dr. Erhard Brepohl
Ermittlung der Dichte von Edelmetall-Legierungen
Wenn ich mich in dieser Weise in die Diskussion meiner jungen Kolleginnen und Kollegen einmische, will ich niemand verunsichern, ich will schon gar nicht als "Besserwisser" Ihren Erfahrungsaustausch stören. Ich finde es wunderbar, dass es ein solches Forum für junge Goldschmiede gibt - und dass es so fröhlich und begeistert genutzt wird. Na klar, wenn man 77 Jahre alt ist und seit 60 Jahren "Goldschmied" als Beruf und Hobby betreibt, hat sich einiges an Erfahrung und Wissen angesammelt, das ich gern an die jungen Kolleginnen und Kollegen weitergeben möchte, die "nach Feierabend" am Computer sitzen und mehr über ihren Beruf erfahren möchten.
"Nugget" und "Tilo" haben sich intensiv mit dem Problem der Dichteberechnung beschäftigt und haben ihre Berechnungsverfahren vorgestellt - leider gingen sie von einer falschen Prämisse aus, und so konnte kein befriedigendes Ergebnis entstehen. Am Ende meiner Ausführungen werde ich noch einmal darauf zurückkommen.
Trotzdem: Solche Goldschmiede werden die Zukunft unseres Handwerks bestimmen!
Meine Methode der Dichtebestimmung
Der Begriff "Spezifisches Gewicht" war zu meiner Lehrzeit üblich, ist seit Jahrzehnten überholt und soll heute nicht mehr benutzt werden. Es hängt mit den Verwirrungen um "Gewicht", "Masse", "Newton", "Kilogramm", "Fallbeschleunigung" zusammen. Worüber auf Wunsch in einer speziellen Betrachtung gesprochen werden könnte.
Es gab dann die Wortschöpfung "Wichte", die sich aber nicht durchgesetzt hat..
Wir bleiben also bei der korrekten Bezeichnung "Dichte", und mit diesem Begriff wird eine wichtige, unveränderliche, für jeden Stoff charakteristische Eigenschaft mit einer ganz einfachen Formel beschrieben:
Unsere Edel- und Legierungsmetalle haben folgende Dichten (ein albernes Wort - aber korrekt!):
Au - 19,30 g/cm³ | Ag - 10,50 g/cm³ | Cu - 8,96 g/cm³.
Um die Dichte einer aus diesen Metallen bestehenden Legierung zu bestimmen, geht man von folgenden Überlegungen aus, die wir anhand eines Beispiels erläutern, das der Kollege "Nugget" auch verwendet hat:
Wie gross ist die Dichte p der Legierung aus Au 585; Ag 277; Cu 138 - Als Gesamtmasse wird immer 1 g der jeweiligen Legierung angenommen, bestehend aus den anteiligen Legierungsmetallen
Die gesuchte Legierung aus Au 585; Ag 277; Cu 138 hat also die Dichte p585 = 13,87 g/cm³
Ein solches rechnerische Ergebnis täuscht eine theoretische Genauigkeit vor, die es in der Praxis gar nicht gibt:
- In den verschiedenen Tabellenwerken können die Dichtewerte durchaus abweichen
- Es ist auch die Frage, wie man die Stellen nach dem Komma berücksichtigt.
- In der Praxis beeinflussen die Bearbeitungsverfahren vom Giessen bis zur
Metallumformung die Beschaffenheit der Legierung und damit die Genauigkeit der Aussage
Wenn man also in unserem Fall sagt, dass die Beispiellegierung eine
durchschnittliche Dichte von
13,87 + 0,1 g/ cm³ hat, sind die rechnerischen
und technischen Abweichungen berücksichtigt worden, und wir haben eine
Genauigkeit, die dem Werkstattgoldschmied vollkommen ausreicht.
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Kollege "Nugget" stellte für die gleiche Legierung folgende Rechnung an:
585/1000: 1 cm³ x 0,585 x 19,33 g/cm³ = 11,31 g/cm³
277/1000: 1 cm³ x 0,277 x 10,5 g/cm³ = 2,91 g/cm³
138/1000: 1 cm³ x 0,138 x 8,9 g/cm³ = 1,23 g/cm"
So ermittelt er ein "spezifisches Gewicht" von 15,45 g/cm³.
Schon beim Dimensionsvergleich hätte er stutzig werden müssen, denn es ergibt sich
Ich vermute, dass er sich drei 1 cm³ Würfel aus Au, Ag, Cu von je 19,33g; 10,5 g; 8,9 g , die also jeweils die Dichte dieser Metalle repräsentierten, vorgestellt hat.
Dann sägte er (virtuell!) 0,585 cm³; 0,277 cm³; 0,138 cm³ von den jeweiligen Würfeln ab.
Die Masse dieser Abschnitte hatte er richtig ausgerechnet: 1,31 g; 2,91g; 1,23 g. So ist auch der Dimensionsvergleich korrekt, denn er hatte ja tatsächlich die jeweilige Masse in g berechnet.
Dann hat er (virtuell!) die drei Abschnitte zusammengeklebt:
Sie ergaben genau 1 cm³ und wogen 15,45g! Das - so glaubte er - sei die Dichte dieser Legierung!
Ein verlockender Trugschluss!