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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 03.02.2010, 21:25 
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Silberfeilung
Silberfeilung
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Registriert: 25.03.2007, 15:12
Beiträge: 31
Wohnort: Bad Doberan
Liebe Birgit,
nachdem in all den Beiträgen so viele nützliche Hinweise mit ebenso vielen Irrtümern vermischt worden sind, möchte ich noch etwas dazu sagen.
Niello (Tula ist nur eine andere Bezeichnung dafür) ist eine schwierige Technik, man muss allerhand Ausschuss produzieren, bis man die nötigen Erfahrungen gesammelt hat. Ich habe die Anleitungen des Theophilus nachvollzogen und dabei die Niellomasse selbst hergestellt und erfolgreich auf Silber aufgeschmolzen. Sie finden deshalb in diesem Buch nützliche Hinweise (Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk), ebenso ist es mit meiner Bearbeitung des Cellini (Benvenuto Cellini: Traktate über die Goldschmiedekunst und die Bildhauerei), und in Theorie und Praxis des Goldschmieds habe ich Niello in einem speziellen Kapitel behandelt.
Voraussetzung ist die Bearbeitung des Silberblechs, denn es müssen Gruben durch gravieren, herausmeißeln, ätzen ausgehoben werden; man kann das Motiv aber auch aussägen und verböden.
Niello besteht aus Ag, Cu, Pb, S. Beim Zusammenschmelzen entstehen Legierungen und intermetallische Verbindungen, Pb senkt den Schmelzbereich auf etwa 400 - 500 °C, Ag und Cu bilden schwarze Sulfide. Die Masse ist spröde wie Glas und so entsteht das Pulver, wie Sie es gekauft haben. Es wird mit Wasser zu einem Brei angerührt, und als Flussmittel mischt man Salmiakpulver zu. Salmiak ist Ammoniumchlorid NH4Cl, ein harmloses Salz.
Der stechend riechende Salmiakgeist, Ammoniumhydroxid NH4OH, ist eine Base, die nicht in unseren Zusammenhang gehört. Borax oder Fluoron kommen als Flußmittel nicht in Frage, denn deren Schmelzbereiche liegen deutlich über dem des Niello!
Mit weicher Flammme wird das Blech von unten ganz langsam erwärmt, damit das Niello allmählich versintert und dann schmilzt. Da der Niellobrei ein grösseres Volumen hat als die Nielloschmelze muss meist noch etwas Niellobrei nachgetragen und wiederum geschmolzen werden. Zum Schluss wird die Fläche vorsichtig abgefeilt, bis die schwarze Zeichnung auf dem Silbergrund vollständig sichtbar wird. Schmirgeln, Schleifen, Polieren - und fertig ist ein reizvolles Schmuckstück.
Ärgerlich sind die dabei frei werdenden Poren. Das Stück ganz leicht anwärmen und das erweichende Niello vorsichtig mit feinem Polierstahl zusammenschieben, eventuell etwas Niello nachfüllen und nochmals brennen.

Liebe Birgit, ich hoffe, Ihnen etwas geholfen zu haben.

Beste Grüsse Erhard Brepohl

_________________
Prof. Dr. phil. Erhard Brepohl
Goldschmiedemeister – Fachbuchautor – Dipl.-Designer – Ingenieur


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 03.02.2010, 21:25 


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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 03.02.2010, 22:39 
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ja, theorie und praxis sind so nah
und doch so fern...

@borax generell: nein. im Besnderen aber: ja.
weil: kleine verzierungen können so gut abgedeckt werden, ohne dass das borax weit(er) zerfließt.
es läßt sich so ein glänzender Niellobetrag herstellen, der kaum der nacharbeit bedarf. bei konkaven flächen ziehe ich diese variant des öfteren vor. kleiner tip.
das ist aber machen können und keine theorie. weil theoretisch haben sie recht.

Fluoron funkioniert bei mir gut, aber nur mit Fischer-Niello. Ich verwende für meine legierungen eigene flussmittelzusammensetzungen je nach temp u niellolegierung. ich brenne von 0,05 bis 2 mm tiefe von haarfein bis 6 cm² einflächig. korpusse anders.

@ irrtümer
wer sich nicht hinterfragt, der irrt schon im ansatz :!:

@Theophilus
ist sicher ein guter ansatz, wird aber nicht in der rezeptur hergestellt.
1-2-3 ist (ist ein brei) und die schlechteste variante

@cellini
weltgenie der plastik -goldschmied? ja schon auch, aber....
buch <benvenuto cellini> von mario scalini, ein von mir sehr geschätzter kollege, sehr zu empfehlen

@ niello nachtragen:
je seltener/weniger desto besser. das ist aber erfahrungssache, übung u geduld
um niello nachtragen zu können, muss man besser sein, als niello beim ersten mal perfekt zu brennen.

@ salmiakpulver zumischen:
einfach probieren was da besser wird :rolleyes: mit oder ohne.
(ich mische nie welches dazu! sondern habe wie beschrieben das in entsprechendem verhältnis aufgelöst in aqua-dest. )
1. macht es keinen sinn, weil es nicht richtig benetzt und
2. ist es hygroskopisch und beim trocknen (!)statt trockner, feuchter werden würde und
3. würden pulverreste sich -verständlicherweise- ungleichmäßig verteilen und eher zur porenbildung beitragen als sie verhindern.
qed

@ Porenbildung:
die ist eine folge von zuviel schwefel (überschuss in der legierung, oder zu schlecht geschlämmt), weiters von zu großer hitze beim "einbrennen" und das nicht entfernen von (schwefel-)haut an der oberfläche. oder auch flussmittel ansich oder in falscher form und art

@ ich
...arbeite ausschließlich porenfrei! mit 20 legierungen und 12 farbtönen und
dann kommt mal ganz lange : nix! :gut:

tips und weiteres auf anfrage


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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 19.06.2014, 07:48 
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Guten Morgen!

Erstmal vielen Dank für die bisherigen Tipps und Anleitungen, die haben mich dem Niellieren schon ein ganzes Stück näher gebracht. Ich möchte mich auch im Niellieren versuchen, das bereits vorgeschlagene Emailieren ist für diese Werkstücke keine Alternative für mich.
Was mich noch interessieren würde, wären die Vorsichtsmaßnahmen. Wie nielliert man am sichersten, auf was muss man achten? Es wurden ja schon Atemmasken angesprochen (allerdings im Zusammenhang mit dem nun verworfenenen Ammoniak), ist das ratsam? Wie sehen eure Niellierplätze aus?

Viele Grüße,
Mia


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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 19.06.2014, 11:51 
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Ein Abzug wäre auf jeden Fall sinnvoll, notfalls ein offenes Fenster. Atemmaske war übertrieben und als Scherz gemeint gewesen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 21.06.2014, 11:26 
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Herzlichen Dank!
Ich melde mich wieder, sobald es Ergebnisse (und damit Erfahrungen) vorzuweisen gibt.

Herzliche Grüße,
Mia


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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 08.02.2017, 10:32 
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Hallo an alle!

Mia hat sich also seit 3 Jahren nicht mehr gemeldet, um über Ihre Erfahrungen zu berichten ... ;-)

Ich hätte jetzt mal einige technische Fragen zu Niello:

1) Es gab mal Niello-Pulver zu kaufen. Jetzt offenbar nicht mehr, weil böses Blei drin. OK, also versuche ich es selber herzustellen. Die Bestandteile und ihre Mengenverhältnisse sind ja klar: Silber, Kupfer, Schwefel und Blei - wobei ich letzteres (der Umwelt und des Friedens willens) gerne durch Zinn oder Wismut (oder auch Antimon) ersetzen möchte, aber erst würde ich überhaupt gerne mal ein Niello erzeugen können (und mich auf einen langen Weg der Erfahrung einstellen).

Mir geht es nun um die Reihenfolge der Anwendung:
Muss man die o.g. Bestandteile immer erst (nach der bekannten Prozedur) zusammenbringen/schmelzen, diese dann zermahlen/zerbröseln, um das Niello-Pulver/Gebrösel zu erzeugen, das dann (ähnlich wie Emaile) auf das Metall aufgebracht und langsam erhitzt wird
ODER
kann ich die o.g. Bestandteile, die ich alle schon in Pulverform habe, zusammenmischen (z.B. mit Salmiakpulver und Wasser) und diese auf das Metall auftragen und langsam erhitzen? So dass das Niello hierbei erst entstehen und gleichsam auf das Metall aufgetragen würde? Falls nicht, warum nicht?

2) Könnte man auf das Silber im Niello verzichten, wenn man gar nicht auf Silber niellieren möchte? Man liest ja, dass z.B. antikes Niello der Römer eigentlich nur ein Silber- bzw. Kupfersulfid-Niello gewesen sein soll. Blei (wohl wegen der Herabsetzung des Schmelzpunktes) soll erst später (in der Neuzeit) dazugekommen sein.

3) Wie hart ist Niello eigentlich, wie resistent gegen mechanische Beanspruchung? Reibt sich das mit der Zeit auch ab (vor allem wenn ich nicht nur Vertiefungen niellieren möchte) oder ist das deutlich beständiger als z.B. Pariser Oxyd, das ja im Gegensatz zum eingebrannten Niello nur eine Art von dünner Einfärbung ist?

Danke im voraus für fachkundige Antwort,
Robin


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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 08.02.2017, 12:05 
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zu 3) Niello ist so hart wie weiches Glas.

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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 09.02.2017, 23:09 
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Danke für die Beantwortung meiner Frage 3, Herr Butschal!

Ist das ernst gemeint: "hart wie weiches Glas"? Gibt es denn so etwas, ich kenne kein weiches Glas ... ?

Robin


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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 10.02.2017, 07:46 
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Das meinte ich schon so. Es gibt weiche und harte Gläser und alles dazwischen auch.

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 Betreff des Beitrags: Re: Niellieren
BeitragVerfasst: 03.03.2022, 08:03 
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Beiträge: 1
Dr.Gold hat geschrieben:
ja, theorie und praxis sind so nah
und doch so fern...

@borax generell: nein. im Besnderen aber: ja.
weil: kleine verzierungen können so gut abgedeckt werden, ohne dass das borax weit(er) zerfließt.
es läßt sich so ein glänzender Niellobetrag herstellen, der kaum der nacharbeit bedarf. bei konkaven flächen ziehe ich diese variant des öfteren vor. kleiner tip.
das ist aber machen können und keine theorie. weil theoretisch haben sie recht.

Fluoron funkioniert bei mir gut, aber nur mit Fischer-Niello. Ich verwende für meine legierungen eigene flussmittelzusammensetzungen je nach temp u niellolegierung. ich brenne von 0,05 bis 2 mm tiefe von haarfein bis 6 cm² einflächig. korpusse anders.

@ irrtümer
wer sich nicht hinterfragt, der irrt schon im ansatz :!:

@Theophilus
ist sicher ein guter ansatz, wird aber nicht in der rezeptur hergestellt.
1-2-3 ist (ist ein brei) und die schlechteste variante

@cellini
weltgenie der plastik -goldschmied? ja schon auch, aber....
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@ niello nachtragen:
je seltener/weniger desto besser. das ist aber erfahrungssache, übung u geduld
um niello nachtragen zu können, muss man besser sein, als niello beim ersten mal perfekt zu brennen.

@ salmiakpulver zumischen:
einfach probieren was da besser wird :rolleyes: mit oder ohne.
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2. ist es hygroskopisch und beim trocknen (!)statt trockner, feuchter werden würde und
3. würden pulverreste sich -verständlicherweise- ungleichmäßig verteilen und eher zur porenbildung beitragen als sie verhindern.
qed

@ Porenbildung:
die ist eine folge von zuviel schwefel (überschuss in der legierung, oder zu schlecht geschlämmt), weiters von zu großer hitze beim "einbrennen" und das nicht entfernen von (schwefel-)haut an der oberfläche. oder auch flussmittel ansich oder in falscher form und art

@ ich
...arbeite ausschließlich porenfrei! mit 20 legierungen und 12 farbtönen und
dann kommt mal ganz lange : nix! :gut:

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Moin, ich würde gerne in einen engeren Austausch über das Niellieren mit Dir treten, wenn Du magst.
Ich habe Niello selber hergestellt und verarbeitet, bin aber mit den Ergebnissen nicht zufrieden. Würde mich sehr freuen.Viele Grüße, Bianca


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