Keum-boo.
Ich bin mir fast sicher, daß jeder experimentelle Goldschmied dieses Verfahren schon einmal ausprobiert hat ohne vielleicht zu wissen, dass es sich hierbei um eine in Korea häufig angewendete Technik handelt und das sie sogar einen eigenen Namen hat, eben Keum-boo.
Keum-boo, der Begriff stammt aus Korea, und bezeichnet das Applizieren und Aufschmelzen von sehr feiner Gold- oder Silberfolie auf ein kontrastierendes anderes Metall. In Korea wurde diese Verfahren entwickelt und angewendet, um Gefäße aus Bronze oder Messing mit 24 karätiger Gold- oder Feinsilberfolie zu verzieren. Die zu dieser Technik gebrauchten Gold- oder Silberfolien kann man in Goldschlägereien in verschiedenen Stärken kaufen, oder aber selbst herstellen. Buchbinder- oder Bilderrahmen Vergoldungsfolien lassen sich im Keum-boo nicht verwenden. Sie sind zu dünn!! Mann sollte aber mit verschiedenen Folienstärken experimentieren um herauszufinden, welche Folienstärke den eigenen Vorstellungen am nächsten kommt.
Vorbereitung des Metalls.
Die Goldschmiedewalze ist das geeignete Werkzeug, um Gold- oder Silberfolien selbst herzustellen. Goldfolien sollten aus 24 karätigem Gold, Silberfolien aus Feinsilber (999,9 fein) hergestellt werden. Wird die Metallfolie, zu hart,wird sie wie auch bei anderen Walzvorgängen üblich, ausgeglüht und gebeizt. Mit der Walze läßt sich Metall normalerweise bis etwa 0,1 mm herunterwalzen. Um die Folie noch dünner zu bekommen, legt man sie zwischen 2 Lagen Pergamentpapier. Sie sollte sich dann auf 0,02 bis 0,01 mm herunterwalzen lassen.
Vorbereiten des Trägerwerkstücks.
Das Trägermetall muß absolut frei von Fett und Oxidationsrückständen sein. Will mann Goldfolie auf legiertes Silber (925, 935) applizieren, sollte man das Silberwerkstück mehrmals glühen und beizen, um eine dünne Feinsilberoberfläche zu erhalten. Bleibt nach dem 3. oder 4. Glüh/Beizvorgang die Silberoberfläche weißlich, ist die Feinsilberschicht entstanden. Danach das Werkstück gut abspülen und, falls erforderlich, entfetten.
Aufschmelzen der Goldfolie
Die Metallfolie wird zwischen 2 Blätter feines Pergamentpapier gelegt. Schichtfolge: Pergament-Folie-Pergament. Mit einem scharfen Messer (Folienschneider, X-acto-Messer oder dergl.) schneidet man die gewünschte Form aus diesem Sandwich. Wichtig ist, daß das Messer sehr scharf ist. Ist die auszuschneidende Form sehr kompliziert, sollte man eine möglichst schmale Klinge verwenden. Bei schwierigeren Formen kann man auf das obere Pergamentpapier eine Vorzeichnung machen.
Die Stelle auf der die Folie plaziert werden soll etwas mit Speichel anfeuchten. Folie mit einem feuchten Aquarellpinsel aufnehmen und an die gewünschte Stelle legen. Das Berühren der Folie mit den Fingern möglichst vermeiden. Mit dem Pinsel die Folie nun absolut glattstreichen. Die Folie muß satt aufliegen. Auch die kleinsten Luftbläs'chen unter der Folie müssen vermieden werden.
Halten Sie ein ein leicht gebogenes stählernes Poliereisen bereit. Erhitzen Sie das Metall mit einem Löt- oder Schweißbrenner von oben. Achten Sie darauf die Folie nicht mit der Flamme zu berühren. Die Flamme muß auf das Trägermetall gerichtet sein bis das Trägermetall glüht. Halten Sie die Flamme weiter auf das Trägermetall und drücken Sie mit dem Poliereisen auf das Zentrum der Folie. Die Folie sollte nicht mehr verrutschen. Rutscht sie dennoch, erhitzen Sie das Trägermetall etwas stärker und versuchen Sie erneut die Folie anzudrücken. Liegt sie fest, drücken Sie auch den Rest der Folie mit dem Poliereisen an.
Nach dem Aufschmelzen der Folie Werkstück in Wasser abschrecken und beizen. Sollen weitere Folienstücke aufgebacht werden, kann das Verfahren wiederholt werden. Allerdings sollte man das Aufschmelzen nicht zu oft wiederholen, da sonst das Gold sich mit dem Silber legiert und der Effekt verloren geht.
Sind alle Folien aufgebracht wird das Werkstück mit einer Glasbürsrte oder mit Stahlwolle "geglänzt". Um den Goldglanz hervorzuheben, wird die Goldfläche mit einem Polierstahl, Blutsteinpolierer oder degl. poliert. Keinesfalls das Stück an der Poliermaschine polieren, da sonst die dünne Goldschicht wegpoliert werden kann
Die "Kunst" besteht im wesentlichen darin, den richtige Zeitpunkt zu erwischen an dem die Oberfläche des Trägermaterials gerade so weit angeschmolzen ist, dass Werkstück und Folie verschweißen ohne daß das geasamte Werkstück zusammenschmilzt. Es ist etwas Übung erforderlich. Aber der Effekt lohnt das Training. Leider habe ich zur Zeit kein Bildmaterial der Technik um die Anleitung zu illustrieren. Der Lehrgoldschmiedemeister Artur Konnerth wendet diese Technik häufig an. Sie können bei ihm Goldschmiedekurse belegen und er wird Ihnen sicher auch diese Technik vermitteln. Sie erreichen ihn unter Konnerth, Arthur, Am Kirchplatz 13, 92339 Irfersdorf/Beilngries, Tel: +49 (0)8461-1563, E-Mail-Adresse:
info@goldschmieden.de Beilngries/Irfersdorf liegt im schönen Altmühltal.
Viel Spass und Erfolg
Edmund
Hier noch ein Nachtrag. Wenn man die Goldfolie nicht zu schwach wählt, läßt sich ein mit der Folie beschweißtes Blech auch durch Walzen nachträglich strukturieren oder einfach nur auswalzen.
Einige Bilder zur Technik findet man in der Google-Suchmaschine wenn man Keum-boo eingibt und nach bildern suchen läßt