Teil 3: Aufbau von eckigen Fassungen und das Fassen von eckigen Steinen Herzlich Willkommen im 3. Teil unserer Einführung zum Thema Fassen von Edelsteinen. Ich hoffe sehr, das Ihr noch genügend Stein überhabt, denn ab jetzt braucht Ihr diese wirklich
Heute gehen wir nähe auf das Fassen von eckigen Steinen ein. Es geht wohl zunächst immer noch um Zargenfassungen, jedoch haben eckige Steine beim Fassen so ihre Besonderheiten. Im Gegensatz zu runden Steinen, sind eckige Steine wirklich empfindlich. Ihre schönen feinen Spitzen, bleiben sehr oft auf der Strecke, wenn man ihnen nicht gut zuredet.Aber Spass bei Seite. Kommen wir zum eckenabbrechen :p
Eckige Steine gibt es in allen Formen und Größen. Die häufigesten Formen sind hierbei die rechteckigen, quadratischen und achteckigen Schliffformen. Sie alle beim Namen zu nenne, könnte lange dauern. Da ich euch jedoch nicht länger quälen möchte wie nötig, Sparen wir uns das.
Das große Problem bei eckigen Steinen sind - wie soll es anders sein - die Ecken. Um diese zu schützen, müssen bei geschlossenen Fassungen wie zB. die Zargefassung, besondere Vorkehrungen getroffen werden. Dazu aber später.
Eigentlich überlegte ich, ob wir nicht vielleicht doch erst den Verschnitt behandeln, da man eigentlich beim eckigen Fassungen das Finish mit dem Stichel macht, jedoch könnte das Thema Verschnitt so sehr frustrieren, dass keiner mehr weiter machen möchte. Also machen wir das besser später.Werkzeug und Materialien:- Silberblech ca. 1 mm stark für die Anfertigung von Zargenfassungen
- Lot
- mindestens 1 Zirkonia zB. 8x8 mm
- Brettwerkzeug
- Kittplatte
- Halterung zB. BenchMate oder Kittkugel
- Fasshammer
- Anreiber
- Kugelfräser 1,0 - 1,5 mm
- (Flachstichel, Größe nach Wahl. Ich benutze hier immer Nr.4)
Es ist eigentlich egal, welche Größe ihr an Zirkonia nehmt, jedoch je Größer, dest leichter am Anfang. Zum einem weil Du es besser siehst und zum anderen, weil größere Steine stabiler sind.
Also fangen wir bei der Fassung an. Zunächst fertigen wir die Zargenfassung an. Wir könnten wohl nur eine Außenzarge machen und anschließend die Auflage heraus Schneiden, jedoch ist das ohne Erfahrung mit den Sticheln, etwas zu schwierig. Also nehmen wir den wesentlich bequemeren Weg und Arbeiten Fassungen mit Außenzarge und einer Innenzargen als Auflage an. Dabei bitte daurauf achten, das sie wirklich viereckig ist. Außen wie auch innen. Also nicht die Ecken innen mit Lot ertränken. Die Außenzargen kann ruhig 1 mm stark sein, für die Innenzarge reichen schon 0,6 mm stärke. Bevor Du die Innenzarge einpasst, müssen die Ecken im inneren der Außenzarge sehr schön eckig ausgefeilt werden. Dies ist wichtig, damit die Spitze des Steines nicht hängen bleiben. Der Stein sollte in die Außenzargen sauber hinein passen. Wir erinnern uns an meinen Lehrherren - "Saugen". Der Stein sollte also nicht klemmen und auch nicht wackeln. Bitte nicht verkessen, dass die Innenzarge, oben ca, im 30° - 45° Winkel abgeschrägt wird, damit der Stein nicht später auf der Kante aufliegen. Wenn beide Teile (Außenzarge und Innezarge) fertig sind, legen wir den Stein auf die Tafel und stöben die Außenzarge über den Stein. In diesem Zustand, stecken wir nun die Innenzargen in die Außenzargen und schielbe beiden Teile so zusammen, das die Tafel des Steines mit dem Rand der Fassung abschließt. Wenn das passt - zusammen Löten. Aber nicht vergessen - nicht ertränken. Das Lot sollte nicht so stark dosiert sein, dass es von unten bis nach oben die Auflage vollschwämpt und wohlmöglich auch noch die Ecken der Außenzarge hoch läuft!!! Wenn das geglückt ist, den überstehenden Teil absägen und versäubern. Nun ist die Fassung erst einmal fertig. Eben noch einkitten und los gehts.
Nun kommen wir zum Fassen. Das bereits oben beschriebene Problem liegt bei den eckigen Steinen darin, dass die Ecken sehr leicht abbrechen. Einge Feilen diese wohl recht gerne mit einer Diamantfeile ab, jedoch bin ich davon kein Freund. Wir versuchen es ohne solche Tricks. Vielmehr modifizieren wir unsere Fassung so, dass den Ecken nichts passieren sollte.
Dazu legt ihr den Stein in die fertige Fassung und merkt euch, an welchem Punkt die Spite des Steines die Fassung berührt. Nun nehmt ihr den Stein wieder heraus und nehmt den Kugelfräser. Genau an der Stelle, wo die Spitze gegen die Fassung stieß, fräßt ihr die Fassung leicht ein. Das wiederholt ihr in allen Ecken. Hierbei sollten so 0,3 - 0,5 mm Fräßtiefe ausreichen. Dies hat den Sinn, das wenn der Stein mit dem Fasshammer gefasst wird, kein Material der Fassung dirket Druck auf die Spitze ausüben kann, da sie sich in einem hohlraum befindet.
Nun nehmen wir uns den Fasshammer und hämmern zunachst nur die Ecken der Fassung an - langsam und vorsichtig. Sie sollte möglichst über den Stein gekippt werden. Sie muss jedoch nicht aufliegen. Wenn die erste Ecke fertig ist, dann mit der gegenüberliegenden Ecke weitermachen. Also immer über Kreuz, wie beim Einreiben. Bitte denkt daran, dass die Oberfläche des Hammers auf die Fassung übertragen wird. Also im zweifelsfall die Fläche des Hammers etwas nacharbeiten. Sind alle vier ecken angeschlagen, nehmen wir uns die langen Seitenteile vor. Die Fassung sieht wohl mit den fast dreieckigen Ecken nicht mehr richtig viereckig aus, jedoch wird sich das ändern, wenn wir die Seiten angeschlagen haben. Beim Anschlagen der langen Seitenteile darauf achten, das die im angeschlagnen Zustand, wieder einigermaßen grade auf einer Linie mit den Ecken stehen. Also nicht die lange Seite weiter umschlangen wie die Ecken.
Nachdem alle Seiten umgeschlagen wurden, muss der Stein noch etwas mehr befestigt werden. Er kann wohl nicht mehr aus der Fasung fallen, jedoch sieht die etwas wellige Innenkannte nicht sonderlich schön aus. Also nehmen wir uns einen stumpfen Anreiber und reiben die Innenkannte langsam und vorsichtig nach. (So wie beim Einreiben Teil 1) Dabei drückt sich die Kante weiter auf den Stein nieder und glättet dabei gleichzeitig. Nun sollte der Stein nicht mehr wackeln. Jedoch sind wir, aufgrund der runden Form, mit dem Anreiber nicht in die Ecken der Fassungen gekommen. Also nehmen wir den spitzen Anreiber und reiben diese auch nach.
Wenn man nun genau hin blickt, sieht man gleich, dass die Ecken der Innenkante, mehr rund sind wie wirklich eckig. Eigentlich ist das noch nicht die gewünschte Qualität, welche wir haben wollten. Um nun wirklich schöne Ecken zu erhalten, reicht es nicht mehr mit einem Stahl hin und her zu reiben, sie müsste eigentlich ausgeschnitten werden. Dies machen wir mittels eines Stichels. Um genau zu sein, benutze ich hierfür immer einen kleinen Flachstichel. Damit schneide ich nicht nur die Ecken von zwei Seiten aus, sondern begradige auch evtl. Wellen in der Innenseite per abschaben. Jedoch ist das ohne eine gewisse Übung etwas zuviel verlangt. Jedoch sollte das für einen späteren versucht im Hinterkopf behalten werden.
Nun haben wir wohl einen gefassten Stein mit einer schönen Innenkannte, jedoch sieht sie Außenkante noch etwas unbearbeitet aus. Die ganzen Hammerschläge müssen weg. In diesem Fall würde ich das Abschrägen mit der Feile vorschlagen. Dazu nehmen wir uns eine Flachfeile mit 5. Hieb (wenn Du genau schmirgeln kannst ohne den Stein zu mattieren, geht auch ersteinmal eine 3. Hieb) und feilen einen zB. 45° Winkel an. Hierbei sollte beachtet werden, das die Eckpunkte auch mit dem Facettenwechsel der Innenkante übereinstimmen. Sonst sieht alles schief aus. Danach noch versäubern - Fertig.
Wenn man achteckige Steine Fassen möchte, kann man genau den selben Weg beschreiten. Es gibt im Grunde keinen Unterschied. Eigentlich ist es sogar etwas leichter, da die Winkel der Ecken des Achtkantschliffes wesentlich flacher sind.
Viel Spass beim Eckenknacken
goOse
p.s.
Für Anregungen und Verbesserungen bin ich immer offen. Also keine Angst was zu sagen.
Die illustrierten Fasser-Kurs-Anleitungen
Zuletzt geändert von goOse am 19.08.2006, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.