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 Betreff des Beitrags: Vom Feinmetall zum Anhänger
BeitragVerfasst: 23.12.2024, 15:59 
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Hallo hallo.

Ich bin neu hier und ich habe jetzt schon einige Wege gefunden wie ich mein Ziel nicht erreichen kann, vielleicht kann mir ja jemand einen Rat geben wie ich das Scheitern in Zukunft vermeiden kann.
Ich hab mir natürlich auch gefühlt direkt eines der schwereren Projekte ausgesucht, aber so bin ich nunmal.
Ich werde etwas weiter ausholen um so vielen Rückfragen wie möglich zuvor zu kommen.

Zum Projekt:
Ich würde gerne einen Anhänger für eine Kette herstellen und diesen "von Anfang bis Ende". Sprich von Feinmetall bis zum fertigen Produkt. Und das, soweit es geht, aus eigener Hand.

Was bisher funktioniert hat:
Ich habe mir bereits durch fleißiges googeln eine Legierung ausgesucht die meinen Ansprüchen entspricht.
Argentium 960 soll ein sehr schönes Silber-weiß sein, nicht schnell anlaufen und trotzdem mechanisch stabil genug sein um im täglichen Dasein als Kettenanhänger nicht zu empfindlich zu sein.
Das Silber (~96,7%) hab ich von meiner Bank als Feinsilber bestellt, das Germanium (~1%) von eBay und das Kupfer (~2,3%) hab ich aus einem alten Stromkabel.

Geschmolzen habe ich das ganze in einem Keramik Tiegel (von eBay) mithilfe von Borax (bzw. Sodium Tetraborat) (vom Goldschmiedebedarf) unter einer Gasflamme (CHF AT3000).

Das flüssige Silber habe ich dann in Wasser gekippt, die entstandenen Flocken auf die gewünschte Menge abgewogen, erneut eingeschmolzen und dann als ganzes zu einem "blob" abkühlen lassen.
Als letztes hab ich das Silber noch in eine Lösung aus Wasser, Zitronensäure, Essig und Salz eingelegt um das Borax aufzulösen.

Der gescheiterte Plan A:
Ich habe den Luxus auf der Arbeit, nach Feierabend, an der CNC Fräse an privaten Projekten zu arbeiten, also habe ich aus etwas Silberstahl (hat mit Silber nichts zu tun, so heißt nur die Legierung) eine Stempelform gefräst.
Mit dem Schraubstock kann ich (laut Datenblatt) mit ca. 100 Tonnen pressen.
Eine Überschlagsrechnung hatte mir vorher gezeigt dass das reichen sollte. Allerdings war der Überschlag wohl eher eine Bruchlandung, weil die Stempelform noch nicht mal eine sichtbare delle in den Rohling gepresst hat. Da hab ich wohl irgendwo eine Null verloren.

Der gescheiterte Plan B:
Als nächstes dachte ich mir, wenn ich es nicht schaffe das feste Silber in Form zu pressen, dann drück ich eben das flüssige Silber in Form.
Versuch Nummer eins war schnell gescheitert, als ich versucht hab das silber direkt in die kalte Form zu gießen. Das ist natürlich eingefroren bevor es auch nur annähernd die Chance hatte die Form abzubilden.
Versuch Nummer zwei war dann die Form vor dem eingießen zu erhitzen. Aber mit meinem Gasbrenner bestand keine Chance die Form heiß genug zu kriegen damit das Silber nicht direkt erfriert.
Auch Versuch drei, das Silber in der Form zu schmelzen, scheiterte an zu wenig Hitze.

Inzwischen bin ich mir nicht sicher ob das aber vielleicht ganz gut war, da ich mir nicht sicher bin ob flüssiges Silber sich nicht doch irgendwie mit dem Stahl verbinden würde und somit die gesamte Stempel/Führung Konstruktion zu einem Block aus Traurigkeit zusammen löten würde.

Der gescheiterte Plan C:
Nach ein paar Monaten in der Ecke meiner "Werkstatt" hatte ich die Idee, dass ich doch versuchen könnte mit vielen kleinen Hammerschlägen den Klumpen Silber in Form zu zwingen. Den Rohling ungefähr rund und fast schon flach zu klopfen ging tatsächlich relativ einfach.
Der Plan war dann den Rohling auf ungefähr die richtige Größe zu dehnen und ihn dann mit beherzten Hammerschlägen auf den Stempel, doch noch in die gewünschte Form zu bringen.
Doch den Rohling von den vorhandenen 22mm Durchmesser auf die finalen 30mm auszutreiben stellte sich als schwieriger heraus als gedacht.
Nachdem ich mich daran erinnert hatte dass man beim Kaltverformen das Metall ab und zu mal Weichglühen sollte war es aber wahrscheinlich schon zu spät. Das austreiben verlief ab dann zwar einfacher, jedoch bildete sich ab 24mm ein großer Riss vom Rand her, den ich wahrscheinlich durch zu wenig Weichglühen schon vor einer ganzen Weile ins Material gearbeitet hatte.
"Zurück in die Feuer aus denen du kamst!"

Der wahrscheinlich zum scheitern verurteilte Plan D / Aktueller Stand:
Sowie ich das im Moment sehe war der Fehler bei Plan C Zweiteilig.
Zu viel Umformung nötig (von 22 mm auf 30mm) sowie zu wenig Weichglühen.
Leider sorgt die Oberflächenapannung bei geschmolzen Silber dafür dass der Durchmesser relativ gleichbleibend ist, wenn man das Matall sich selbst überlässt.
Also habe ich es nicht sich selbst überlassen.
Diesmal habe ich versucht das geschmolzene Metall im flüssigen Zustand etwas flach zu drücken. Mit der Rückseite eines der Stempel. Es hat ein paar Anläufe gebraucht, da das Silber natürlich immer sofort eingefroren ist als der Stempel es berührt hat, aber nach mehreren Versuchen habe ich nun erneut einen relativ flachen silber "Blob" der immerhin ca. 25mm
Im Durchmesser beträgt.

Der Plan ist also (sobald sich das übrige Borax aufgelöst hat) das Silber erneut in meine Stempel Vorrichtung zu werfen, es Stück für Stück auszutreiben und es zwischendrin viel häufiger weichzuglühen.

Auuuuußer... Jemand von euch hat eine bessere Idee. Ich bin für Vorschläge offen. Meine Mittel sind leider begrenzt auf zwei Gasbrenner (einer mit AT3000 und einer mit Butan), ein paar Hämmer, die Stempel Vorrichtung (zwei runde Stücke Stahl mit Durchmesser 30mm und einen Block Stahl mit einem 30,01mm Fuchgangsloch) sowieso die Unfähigkeit mein Versagen einzugestehen.

Ich würde mich wirklich über Feedback freuen, was ich anders/besser machen kann, worauf ich unbedingt achten muss, und auch Sachen die mir jetzt nicht einfallen, die ihr mich aber gerne wissen lassen würdet.

Vielen Dank im voraus und schöne Feiertage wünsche ich euch.

Jack_of_all_Hobbies

P.s. Sicherheitsvorkehrungen habe ich natürlich auch getroffen.
Gut belüftete Räume, vollgesichts Atemschutzmaske von 3M, Lederhandschuhe, Sicherheitsschuhe und ein Feuerlöscher in Griffweite wenn es heiß her geht.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 23.12.2024, 15:59 


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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Feinmetall zum Anhänger
BeitragVerfasst: 24.12.2024, 18:51 
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Registriert: 05.12.2005, 21:39
Beiträge: 3087
Wohnort: München
Interessanter Beitrag. Bei der Legierung hast Du viel recherchiert, bei der Bearbeitung scheinst Du Dir eher etwas ausgedacht zu haben, anstatt zu recherchieren, welche Möglichkeiten funktionieren.

Gut, dass Du schon mal gemerkt hast, dass die Oberflächenspannung des flüssigen Silbers einige Deiner Pläne durchkreuzt. Das heißt, wenn Du das flüssige Silber in eine Form bringen willst, muss der Druck höher sein als die Oberflächenspannung. Das erreicht man zum Beispiel mit Schleuderguss oder anderen Druckgussmethoden.

Aber zusätzlich würden mich ein paar Bilder, der Form, der Planche und auch, wenn vorhanden, der Fehlversuche interessieren. Dann könnte man evtl. spezifisch Tipps geben.

_________________
von: Heinrich Butschal
--
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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Feinmetall zum Anhänger
BeitragVerfasst: 25.12.2024, 11:56 
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Registriert: 21.12.2014, 16:46
Beiträge: 1519
Hi Jack, ich finde es auch total interessant, was du so alles ausprobierst. Und uns teilhaben lässt.
Einen Blob in Silber zu pressen machen die Fans von "Potter USA" ständig, die Blobs haben aber schon den gewünschten Durcmesser. Bist du auf FB? https://www.facebook.com/groups/potterusa/ hier gibt es Austausch mit den Praktizierenden.
Auf den Gedanken, woher der Riss kommt liegst du vermutlich richtig.
Wenn du einfach die Fläche durch ausschmieden vergrößern willst, ist die Finne eines Hammers besser als die Bahn, Mal in der einen Richtung strecken, ausglühen, dann die Richtung ändern.
Nachher das Positiv fräsen ist keine Option?
Also läuft es vermutlich auf Guss hinaus. Einfach zu praktizieren ist der "Delfter Sandgus". Dafür gibt es sogar eine Vereinfachung, das Werkzeug "Quick-cast". Natürlich hat Guss auch seine Tücken, aber viele meistern es nach ein paar Anläufen. https://www.google.com/search?q=Delfter ... s-wiz-serp Dafür wird allerdings eine Positivform wie z.B aus Holz benötigt.
Andauerndes Wieder-Einschmelzen kann wenn man Pech hat zu Verunreinigungen und Materialermüdung führen.
Viel Erfolg!

_________________
Machst du gern selber Schmuck, dann geh
zu


reim dich oder ich fress dich!


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 Betreff des Beitrags: Re: Vom Feinmetall zum Anhänger
BeitragVerfasst: 25.12.2024, 19:56 
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Registriert: 12.10.2006, 12:00
Beiträge: 3006
Wohnort: Raum Leipzig
ja, die geplante Endform, die jetzt schon als negativ in Stahlform vorliegt, wäre wichtig, zu sehen
Schraubstock 100t? scheint mir unwahrscheinlich

ich bezweifle, dass es eine gute Idee ist, Silber mit Germanium für solche xfach-anderluft-schmelz-und deutlich-umformaktion zu nutzen

aber wenn es nun einmal legiert ist:
geplantes Design als positiv in kunststoff fräsen oder drucken und dann per Sandguss in Silber umsetzen

das mit der Stahlform könnte spogar auch funktionieren, wenn die Plörre heiß genug ist und die Stahlform eingerußt (petroleumflamme z.b.) oder Silikonöl oder Antischweißperlenhaftspray
und die Stahlform etwas erwärmt
sie muss allermindestens etwas über 100 Grad haben, um die in Stahl oft eingeschlossene Feuchtigkeit auszutreiben!
es ist durchaus Standard, dass Goldschmeide Gold und Silber in Stahlformen gießen, um Blech (z.B. 3mm) oder Stäbe (4..8mm ) zum Walzen und Drahtziehen zu erhalten

was hast du für Brenner?


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