Ringe mit Seele? Stelle ich mir schwierig vor
Wenn damit allerdings gemeint ist, dass man sie den Trägern sozusagen auf den Leib schmiedet, in Größe Form Aussehen und Material, dann ist man bei einer herstellenden Goldschmiedewerkstatt immer besser aufgehoben.
Beispiel: Eine Kundin brachte uns vor zwei drei Jahren eine ganze Hand voll alte Ketten und Goldgerümpel. Davon war wirklich nichts mehr zu gebrauchen. Ob man daraus noch etwas machen könnte. Na, wir haben es erst einmal eingeschmolzen, das spez. Gewicht lag irgendwo bei 11,8, was einen Feingehalt von etwas mehr als 333 vermuten ließ. Ob es denn ein Ring werden könnte, so einer der nicht an jeder Ecke zu sehen ist und der auch ziemlich massiv sein sollte. Material war ja genug vorhanden.
Und so fertigten wir einen Ring aus Wachs und versahen ihn auf der Oberfläche mit einem Abdruck eines gebrochenen Steines aus unserem Garten. Das sah schon mal richtig gut aus. Dann haben wir das Teil gegossen und waren über die Wirkung der Oberfläche sprachlos. Den fertigen Ring haben wir noch hartgoldplattiert, damit er eine edele Farbe bekam und haben ihn dann unserer Kundin frohen Mutes gezeigt. Sie war begeistert. Vor allem die Oberfläche hatte es ihr angetan. Natürlich haben wir ihr erklärt, wie die Sache zustande gekommen ist und ihr auch den Stein gezeigt, der bei der Gestaltung Pate gestanden hatte. Was soll ich noch sagen, wir haben damals diese Frau begeistern können.
Neulich stand die junge Frau wieder in der Werkstatt. Diesmal jedoch mit männlicher Begleitung. Heiraten wolle sie und ob ich "ihren" Stein nöch hätte. Nun musste ich erst einmal nachdenken. Ich hatte ihn seinerzeit wieder in den Garten gebracht, aber... 20 Meter Fußweg brachten die Gewissheit: Er war noch da. Unter einem Strauch mit "Knallerbsen" hatte er die Jahre schadlos überstanden. Mein Fundstück löste Begeisterung aus. Und so haben die Beiden ein Paar Trauringe bekommen, mit dem Steinabdruck, der beiden Brautleuten so unglaublich gut gefiel.
Diese Ringe haben zwar ganz bestimmt keine Seele, aber sie erfüllen ihren Zweck nicht annähernd so seelenlos, wie solche aus einem CNC-gesteuerten Automaten, oder solche aus dem 6,7,8- Trauringkonfigurator, der ohnehin nur eine automatisierte Bestellung beim Lagerroboter auslöst und auf diese Weise das Fernabsatzgesetz wirksam unterläuft, da die Ringe ja "angefertigt" werden und folglich vom Umtauschrecht ausgeschlossen werden dürfen. Dabei ist jeder solcher Ringe genau so ein Tausendbruder, wie seine unzähligen Verwandten in den Fensterauslagen der bekannten Juweliersketten.
Na ja, wie dem auch sei - der Eine so und der Andere so. Und wem es gleichgültig ist ob sein Trauring von einer seelenlosen, computergesteuerten Fabrikationsanlage gefertigt wurde, der ist mit derartigen Produkten ja meist auch gut bedient, wenn gleich der Handel jeden finanziellen Vorteil wieder auffrisst.
Wer allerdings den Schöpfer seiner Trauringe persönlich kennen und erleben will, wer ihm vielleicht bei der Arbeit über die Schulter schauen möchte, selbst Einfluss auf die Gestaltung und die Materialien nehmen will, der ist mit Sicherhei bei einem guten Goldschmied an die richtige Adresse geraten. Und teurer ist der meist auch nicht, denn wenn z.B. eine Ware über zwei Handelsebenen gereicht wurde, werden schon mal schnell aus 10 Euro 50, denn schließlich hat auch der Handel seine Kosten und muss leben.