Hallo Peter,
ehe ich auf Deine Fragen eingehe, hier ein paar Vorbemerkungen.
Meine bevorzugte Email-Schmucktechnik ist das geschliffene und auf seidenglanz polierte Cloisonné-Email. Als Metallträger nehme ich fast ausschließlich Feinsilber. Dabei löte ich einen Fassungsrahmen auf das Blech.
oder ich säge einen frei gestalteten Rahmen aus und löte ihn auf die Grundplatte
oder lasse mir, wenn ich mehrere gleiche Teile brauche, die Grundplatte samt Rahmen, in Feinsilber gießen.
1. Welche Blechdicke für Silber nehme ich am besten für den Boden, welche für die Zarge.
Die Frage zielt sicher auf eine Fassung für eine Emailplatte, richtig?
Aus Gründen der Tragbarkeit (Gewicht) versuche ich, immer die Materialstärken so gering wie möglich zu halten. Allerdings muss man darauf achten, dass der Boden bei zu geringer Blechstärke nicht "blechern" klingt. Einen soliden Klang haben die Böden bei ca. 4 x 4 cm ab etwa 0,6-0,7 mm.
Eine weitere Möglichkeit Gewicht zu sparen ist, den Boden nicht kompakt, sondern „durchbrochen“ zu gestalten.
Die Gewichtsersparnis für die Fassung liegt, je nach Art und Größe der Durchbrüche bei bis zu 50%. Allerdings muss dann auch die Rückseite der Emailplatte ordentlich gestaltet sein.
2. Wie mache ich die Fassung und die Emailarbeit zueinander passend? Schleife ich die Emailarbeit ein oder passe ich die Zarge und den Boden so genau wie möglich an die Emailarbeit an?
Bei der Zarge kommt es darauf an. Will man zum Abschluss den Rand "Glanzschneiden" braucht man ca. 0,3-0,4 mm starkes Band. Das lässt sich aber nur schwer andrücken, selbst wenn die Zarge aus Feinsilber ist. In meinen Kursen habe ich immer 0,1- 0,15 mm starkes Feinsilberband genommen. Damit sind die meisten zurechtgekommen.
3. Wie mache ich die Fassung und die Emailarbeit zueinander passend? Schleife ich die Emailarbeit ein oder passe ich die Zarge und den Boden so genau wie möglich an die Emailarbeit an?
Ich versuche das Band so passend wie möglich um die Emailplatte zu biegen.
Meist muss man aber die Platte an einigen Stellen noch ein wenig einschleifen.
4. Mache ich eine Fassung in Form eines Rahmens und klebe die Emailarbeit ein, ist die Blechdicke höchstens noch löttechnisch von Bedeutung. Will ich aber die Zarge an die Emailarbeit herantreiben, dann sieht das möglicherweise anders aus.
Ich klebe nicht gerne und versuche immer ohne kleben auszukommen. Wie gesagt, zum andrücken oder antreiben sollte die Stärke des Fassungsbands nach meiner Erfahrung nicht über 0,10 bis maxx. 0,2 mm liegen.
5. Für das Fassen von Emailarbeiten kommt wahrscheinlich nur ein Einreiben oder Andrücken in Frage, der Fasshammer ist wohl eher ausgeschlossen?
Es geht auch mit dem Fasserhammer, wenn man auf geringe Schlagstärke einstellt und darauf achtet nicht an die Emailfläche zu kommen. In den Kursen haben wir meist mit einem Kugelhammer gearbeitet. Die Schlagstärke ist halt Sache des „Gefühls!!!!“ Das ganze Werkstück sollte beim Antreiben mit dem Hammer satt auf z. B. einem Stück Holz aufliegen.
Da die Broschierung bei dieser Art Arbeit in der Regel bereits angelötet ist, höhlt man das Holz etwas aus (z. B. wie eine Mulde zum Treiben von Schalen) damit das gesamte Werkstück flach auf dem Holz liegt. Wichtig ist, den Rand der emaillierten Platte etwas abzurunden. Ebenso den oberen Rand des Fassungsbandes leicht beifeilen.
6. Sollte ich die Zarge auf das Grundblech löten oder das Grundblech in die Zarge?
Auch aus meinen Kursen: Kursteilnehmer mit wenig Goldschmiede-, Säge- und Lötgeschick haben sich leichter getan, wenn sie die Zarge auf die Grundplatte gelötet haben. Das Einpassen fiel den meisten sehr schwer. Habe ich nur machen lassen, wenn das Teil von Vorder- und Rückseite sichtbar war wie bei Ohrringen oder Anhängern.
7. Sind beim Einreiben oder Andrücken eher scharfe Ecken oder abgerundete Ecken vorteilhaft.
Scharfe Ecken sind ohne aufsägen nicht anzutreiben. Deshalb sollten Ecken zumindest leicht abgerundet sein.
Wie ich an Deinen HP-Auftritten sehe, arbeitest Du professionell. Ich dagegen bin reiner Autodidakt und habe mir weitgehend sowohl die Goldschmiede- als auch die Emailtechniken mit Hilfe vieler Fachbücher selbst beigebracht. Deshalb sind meine Arbeitsschritte sicher nicht immer "Goldschmiedekonform" . Allerdings waren auch häufig angehende und fertige Goldschmiede in meinen Workshops und hin und wieder waren sie verblüfft, wenn ich meine Arbeitsweise vorgestellt habe. Aber ich kann versichern, dass alle hier vorgestellten Techniken sicher funktionieren. Sie sind von mir und von den Kursteilnehmern viele Male angewendet und erprobt worden.
Deine HP's habe ich mir angeschaut und finde, dass Du durchaus versuchen kannst Dich bei Emailausstellungen zu bewerben. Um Dir selbst ein Bild zu machen was in Emailschmuck-Ausstellungen gezeigt wird, gehe mal auf diese HP:
http://www.vlakglas-en-emaillekunst.nl/ Unter "exposities" kannst Du noch bis zum 25. 12. einige Arbeiten der iternat. Schmuckausstellung in diesem holl. Museum anschauen.
Meinen Kursteilnehmern habe ich immer ein Manuskript "Vom Silberblech zum Emailschmuck" mitgegeben, damit sie zu Hause das Eine oder Andere noch mal nachlesen konnten. Es enthält u. a. auch noch weitere Möglichkeiten Emails zu fassen. Es ist 36 DIN A4 Seiten stark und reich bebildert. Wenn Du Interesse hast, kann ich es Dir auf eine CD brennen und zuschicken. Preis: 15.- Euro + Porto.
Viel Spass und Erfolg bei Deiner Arbeit
Liebe Grüße
Edmund