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Öko-Fairer Schmuck: Nicht immer glänzend
Mit Schmuck verbindet man etwas Besonderes, Unvergängliches und Wertvolles. Als Geschenk soll er die Wertschätzung des Beschenkten zum Ausdruck bringen. Doch trüben Umweltskandale oder Berichte über Kriegsfinanzierung mit Edelsteinen dieses strahlende Image. Für kritische Verbraucherinnen und Verbrauchern haben wir uns nach Alternativen umgesehen.
Mit Schmuck wird weltweit viel Geld verdient. Alleine der Umsatz mit Diamanten wurde im Jahr 2000 auf 5,7 Milliarden US Dollar geschätzt. Die Nachfrage ist seitdem ungebrochen. So ist es wenig überraschend, dass besonders bei der Rohstoffgewinnung auch Kriminalität eine Rolle spielt. Gerade in Ländern der Dritten Welt, die reich an Gold, Silber und Edelsteinen sind, kann eine Verbindung von Rohstoffgewinnung und -verarbeitung mit Ausbeutung, Vertreibung, Umweltzerstörung und Kriegsfinanzierung festgestellt werden. Den glänzenden Goldketten und glitzernden Edelsteinen sieht man aber nicht an, ob sie ökologisch und sozial verträglich gewonnen und verarbeitet wurden.
Schattenseiten der Goldgewinnung
Besonders kritische Umweltauswirkungen bringt die moderne Goldgewinnung mit sich. Überwiegend im Übertageabbau werden riesige Mengen von Gestein abgebaut und zermahlen. Um das Edelmetall zu isolieren werden giftige Chemikalien wie Zyanid und Quecksilber eingesetzt. Anschließend werden große Mengen zyanid- und schwermetallhaltige Materialien auf Halden oder in Auffangbecken gelagert. Die Entsorgung der hochgiftiger Rückstände ist vor allem in den Ländern der Dritten Welt nicht geregelt. Das Bersten eines Rückhaltedamms oder Undichtigkeit einer Zyanidhalde können die Umwelt in der betroffenen Region zerstören und die Lebensgrundlage der Anwohner vernichten.
Im Januar 2000 brach z.B. in der Goldgewinnungsanlage Aurul beim rumänischen Baia Mare ein Rückhaltedamm und mehr als 110.000 Tonnen zyanidhaltige Rückstände verseuchten die Flüsse Theiß und Donau, in denen in einem Abschnitt von 700 Kilometern jegliches Leben starb. Fast zwei Millionen Menschen waren von ihren Trinkwasserquellen abgeschnitten. Nach einem Bericht der EU-Task-Force waren Konstruktionsfehler des Dammes sowie Fahrlässigkeit der Betreiber eindeutig die Katastrophenursache.
„Kriegsdiamanten“
Die größten Diamantenlieferanten sind die afrikanischen Länder Angola, Sierra Leone, Kongo. In diesen oft von Bürgerkriegen verwüsteten afrikanischen Staaten haben Diamanten bei der Finanzierung von Waffenimporten eine wichtige Rolle gespielt. Konzerne wie De Beers haben jahrelang Diamanten im kriegszerrüttelten Angola gekauft und so zur Finanzierung von Waffenkäufen beigetragen.
Berichte über die Konfliktdiamanten und Kampagnen wie Fatal Transaction von medico international haben eine öffentliche Diskussion über Hintergründe des Diamantenhandels angeregt. Anne Jung von medico international betont, dass das kritische Verbraucherverhalten maßgeblich zu den ersten Erfolgen gegen den Handel mit Kriegsdiamanten beigetragen hat. Die Diamantenindustrie geriet unter Druck. Als Folge davon hat sich die internationale Diamantenindustrie im November 2002 auf ein Selbstregulierungssystem geeinigt und ein weltweit gültiges Zertifizierungssystem für Rohdiamanten beschlossen. Demnach sollen nur noch solche Diamanten gehandelt werden, die ein international garantiertes und überprüftes Ursprungszertifikat tragen.
medico international begrüßte die Selbstverantwortung der Diamantenhändler als ersten Schritt zu fairen Edelsteinen, kritisiert aber zugleich das Abkommen als einen „zahnlosen Tiger“, da keine gravierenden Sanktionen für Missachtung des Selbstregulationssystems vorgesehen sind. Der Handel mit Edelsteinen sei auch nicht wirklich transparent, denn eine nahtlose Kontrolle von Gewinnung bis hin zum fertigen Schmuck ist nicht geplant. „Außerdem zeichnet sich hier ein neues Problemfeld ab“, so Anne Jung von medico international. Das sind die Arbeitsbedingungen bei der Diamantengewinnung. „Unsere aktuellen Berichte aus Sierra Leone zeigen, dass der Diamantenabbau verstärkt unter sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen stattfindet. Auch Kinderarbeit ist hier weit verbreitet.“
Öko-fairer Schmuck
Kleinbergbau und Verarbeitung von Edelmetallen und Edelsteinen sind in vielen Ländern der Dritten Welt ein wichtiger Wirtschaftszweig, der vielen Menschen einen Lebensunterhalt sichert. Die Förderung einer ökologischen und sozial gerechten Rohstoffgewinnung und des fairen Handels verbessert die Situation der Bevölkerung und leistet einen Beitrag zum örtlichen Umweltschutz.
Im Jahr 1999 wurde in Nordrhein-Westfalen (Greven) die Fair Trade in Gems and Jewelry gegründet, eine Initiative der Kleinbergbauexperten, Edelsteinkundler und Goldschmiede, die zum Ziel hat, fairen Handel mit Edelmetallen und Edelsteinen zu etablieren. Federführend ist hier das Büro für Umwelttechnologie in Greven und das projekt-consult GmbH in Königstein (
http://www.faire-edelsteine.de). Mit diesem Projekt sollen Kleinproduzenten in Entwicklungsländern eine Chance erhalten, bessere Konditionen beim Verkauf ihrer Produkte zu erzielen. Voraussetzung ist, dass es sich um legal konstituierte Kleinproduzenten handelt, die basisdemokratisch organisiert sind als Genossenschaft bzw. Kooperative, und die ihre Produkte in umweltgerechter und sozialverträglicher Produktionsweise gewinnen.
„Fair & Green“
Unter dem Markenzeichen „fair & green“ vermarktet Fair Trade in Gems and Jewelry Gold und Silber aus ökologisch verantwortbarer Kleinbergbauförderung in Peru, Bolivien und Argentinien. Die Edelmetalle bezieht die Initiative direkt von indianischen Kleinbergbaukooperativen. Diese Kooperativen werden seit vielen Jahren von deutschen und schweizerischen staatlichen und privaten Entwicklungshilfeorganisationen wie der Schweizer Entwicklungshilfe DEZA betreut und beraten. Sie haben die Goldförderung auf ökologische Verfahren umgestellt, d.h. ohne Zyanideinsatz, Quecksilber nur in geschlossenen Kreisläufen, Schwerkrafttrennung etc. Die Gewinnung von Silber aus bolivianischen Althalden stellt gleichzeitig eine ökologische Sanierung des Abraums dar. Die fair trade Direktvermarktung von Edelmetallen dieser Kooperativen hilft, die soziale Situation der betroffenen Bergarbeiter zu verbessern.
Faire Diamanten aus Lesotho
Die fairen Diamanten kommen aus dem afrikanischen Lesotho. Hier wurde in den 80er Jahren die Liqobong-Diamanten-Kooperative gegründet. Derzeit schürfen 74 Frauen und 15 Männer im Schnitt über sechzig Jahre alt, in einer alten Fundstätte in den Drakensbergen. Seit 1999 kauft Fair Trade in Gems and Jewelry die Diamanten direkt von der Dorfkooperative. Damit werden Zwischenhändler ausgeschaltet, die Produzenten erhalten einen über dem Weltmarktniveau liegenden Preis.
„5C“-Zeichen für gute Diamanten
Traditionell werden die Diamanten nach den „4C“-Kriterien bewertet: coulor, cut, carat, clarity. Die Fair Trade in Games and Jewelry hat für Diamanten aus dem eigenen Vertrieb das Markenzeichen „5C“. Das fünfte „C“ der alternativen Edelsteine steht für konfliktfrei, kinderarbeitsfrei, korruptionsfrei, für saubere Umwelt und gerechte Sozial- und Arbeitsbedingungen.
Farbedelsteine
Farbedelsteine wie Rubine, Saphire, Granete, Turmaline bezieht die Fair Trade in Gems and Jewelry aus der Direktvermarktung der Dorfgemeinschaften aus der Region Songea (Tansania) und Vatomandry (Madagaskar). Auch hier gibt es keine Zwischenhändlern und die Produzentengruppen, in denen besonders viele Frauen aller Altersgruppen arbeiten, erhalten einen über dem Weltmarkpreis liegenden Betrag für ihre Edelsteine.
Die Diamanten und Farbedelsteine werden in zertifizierten Schleiferei-Kooperativen in Indien (Surat und Jaipur) weiterverarbeitet. Hier wird gewährleistet, dass Edelsteine ohne Kinderarbeit geschliffen wurden. Die geschliffenen fairen Diamanten sind unter dem Markennamen „5C“ oder „Das 5.C“ auf dem Markt.
Die fairen Schmuckprodukte zeichnen sich durch hohe Qualität aus, was ihren Erfolg auf dem umkämpften Schmuckmarkt sichert. Dazu dienen auch die Qualitätsprüfungen und Zertifizierungen auf jeder Stufe der Produktion. Was allerdings noch aussteht, ist eine Zertifizierung durch die FLO, die unabhängige Zertifizierungsstelle für fair hergestellte und gehandelte Produkte. Thomas Siepelmeyer von Fair Trade in Gems and Jewelery betont, dass die Initiative zusammen mit Partnern aus USA eine Zertifizierung durch FLO vorbereitet und noch in diesem Jahr beantragen wird.
Wo bekomme ich fairen Schmuck?
Fairen Schmuck finden Sie deutschlandweit bei 20 Goldschmieden und Juwelieren, die Vertragspartner von Fair Trade in Gems and Jewelry sind sowie im Direktverkauf unter
http://www.faire-edelsteine.de. Die Adresse eines Vertragspartners in Ihrer Nähe können Sie per Mail unter
thsiepelmeyer@compuserve.de erfragen. Fair Trade in Gems and Jewelry erreichen Sie unter folgender AdressE: Eichendorffweg 14A, 48268 Greven, Tel.: 02575-8336, Fax: 02575-8666.
Öko-fairen Schmuck finden Sie auch im gepa-Sortiment in Weltläden und regionalen Fair-Handelszentren (Adressen unter
http://www.gepa3.de). El Puente bietet fairen Schmuck in Weltläden bzw. im Direktverkauf unter
http://www.el-puente.de. Fairen Schmuck vom Eine-Welt-TEAM-Versand gibt es unter
http://www.team-versand.de. Schmuck bieten auch die dw-shops, Läden und Angebot im Internet unter
http://www.dw-shop.de.
Mehr Informationen rund um Schmuck insbesondere aber über öko-faire Produkte finden Sie in unserem aktuellen Themenspezial „Schmuck“ unter
http://www.oeko-fair.de.
Mit freundlicher Genehmingung von der
VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.
Quellenangabe:
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