Über die Ausbildung zum Goldschmied / zur Goldschmiedin und was einen erwartet..
Inspiriert durch den Beitrag -
- möchte ich etwas zur Berufs-Ausbildung zum Goldschmied / Goldschmiedin schreiben. Der folgende Text richten sich an alle, die den Beruf "Goldschmied" kennen lernen wollen und vielleicht eine Ausbildung zum Goldschmied / Goldschmiedin machen möchten und nach Informationen suchen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, Goldschmied zu werden. Die klassische Methode ist es, bei einem Goldschmiedemeister in die Lehre zu gehen. Die Lehre dauert 3 bis 3 1/2 Jahre je nach Bundesland. Man kommt ohne Vorwissen in den Lehrbetrieb. Zu Anfang kann dies ziemlich frustrierend sein, da man ziemlich lange nur "Hilfsarbeiten" ausführen kann. Dies soll gar nicht so negativ gemeint sein, wie es sich anhört, aber oft ist es doch so, dass der Goldschmiedemeister auch noch etwas anderes zu tun hat, als sich ausschließlich um die Ausbildung des "Stiftes" zu kümmern. So ist man mit Sicherheit am Anfang sehr unproduktiv. Jetzt liegt es am Betrieb, dem Lehrling möglichst schnell sein handwerkliches Können beizubringen. Hat man einen guten Meister erwischt, so kann man bestimmt schnell etwas lernen. Ist der Meister weniger gut, so kann es sein, dass man überwiegend bei Tätigkeiten wie "gerissene Kettchen löten", "Perlketten auffädeln" oder "Thekenwischen" hängen bleibt. Dann kommen Zwischen- und Gesellenprüfung und jedes mal werden vorher stressmässig noch mal ein paar Techniken geübt. So kann eine Ausbildung auch in die Hose gehen. Nicht weil man etwa durch die Prüfung fällt, sondern weil auf diese Weise jemand der begabt und talentiert ist, während der Lehre oder spätestens nach der Ausbildung den Beruf wechseln wird. Ein weiterer Nachteil kann es sein, dass man sich -was Stil und Technik angeht- ziemlich auf den Lehrmeister fixiert.
Dennoch hat diese Art der Ausbildung auch seine Vorteile: Man gewöhnt sich von Anfang an in den Betrieb einer Goldschmiede ein. Dazu gehört im Normalfall auch der Kontakt zu Kunden (Verkaufsgespräch, Beratung, Entwurf) und auch dass man nicht, wie vielleicht bei einem sogenannten Bürojob, schon um halb fünf nach Hause gehen kann. Meistens entsprechen die Arbeitszeiten in der Werkstatt auch den Öffnungszeiten des Geschäftes.
Wichtig ist, dass man schon vor Beginn der Ausbildung wichtige Details mit dem "Chef" bzw. "Chefin" klärt! Wie läuft die Ausbildung ab? Wer unterweist mich? Wie sind die Arbeitszeiten? Nicht erschrecken, der Samstag gehört in der Regel ebenso dazu, wie Stress und Überstunden in der Vorweihnachtszeit! Kann ich auch etwas für mich selbst arbeiten z.B. an meinen freien Tag? Wie sieht mein Arbeitsplatz aus? Wie ist das Verhältnis von Werkstattarbeit und Verkauf? Muss ich mein Werkzeug selber kaufen? Idealerweise kommt man mal zum Probearbeiten vorbei. Dann weiss man gleich: Wie sind die Kollegen, komme ich mit dem Meister klar, etc.
Die andere Möglichkeit ist, dass man die ersten zwei Ausbildungsjahre an einer Schule macht z.B. Gold- und Silberschmiedeschule in Pforzheim und danach eine Anschlusslehre in einem Betrieb. In der Regel 1 1/2 Jahre, unter Umständen kann man Lehrzeitverkürzung beantragen. Dieser Weg hat einige Vorteile: In den beiden Schuljahren lernt man bei weiten mehr als im Betrieb. Techniken wie Silberschmieden, Gravieren, Steine Fassen, Emaillieren können kaum ein Betrieb so Umfangreich vermitteln, wie die Schule. Dazu kommt, dass auch der Theorieunterricht (Technologie, Fachrechnen, Zeichnen, Kunstgeschichte) umfangreicher ist, als in der Berufsschule, die man normalerweise zur Lehre begleitend besucht. Nach den zwei Jahren Schule sucht man sich eine Anschlusslehrstelle (ist in der Regel kein Problem) und beendet die Ausbildung.
Der Nachteil dieser Methode ist, dass man Defizite im Bereich Kontakt zu Kunden hat. Auch ist vielen Schülern nicht bewusst, dass der Samstag ein Regelarbeitstag ist. Sollten die Ladenöffnungszeiten noch weiter freigegeben werden z.B. Samstagnachmittag oder Sonntag, so wird sich dass direkt auf die Arbeitszeiten durchschlagen, denn praktisch jede Goldschmiede hat auch einen Verkauf. Ein weiterer Nachteil ist, dass es von diesen Schulen nicht besonders viele gibt. Es ist wahrscheinlich, dass man für diesen Teil der Ausbildung umziehen muss, dass kann man natürlich auch als Vorteil ansehen. Im Gegensatz zu der Ausbildung, die die gesamte Lehrzeit im Betrieb stattfindet, bekommt man natürlich in der Schule kein Gehalt (Vielleicht ist aber BAFÖG möglich). Da aber das Lehrlingsgehalt (zw. 150 und 300 €uro) extrem niedrig sein kann, fällt dieser Unterschied kaum ins Gewicht.
Nach mindestens 2 Gesellenjahren kann man dann die Ausbildung zum Goldschmiedemeister machen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann z.B. 1 oder 2 jährige Schulen besuchen Bsp.: in Pforzheim gibt es die 1 jährige Meisterschule. Zusätzlich dazu startet alle 2 Jahre dort die 2 jährige Ausbildung zum Meister und "Gestalter".
Die Alternative zu den Ganztagesschulen sind die Meisterkurse an den Abendschulen. Das kann sich jedoch 3-4 Jahre hinstrecken und erfordert einiges an Durchhaltevermögen, denn es bleiben einige Samstage und Abende dabei auf der Strecke. Es ist aber für viele die einzige Möglichkeit, denn man arbeitet nebenher weiter und finanziert sich so seine Ausbildung selbst.
Alles in allem ist die Meisterausbildung anstrengend und teuer. Ein umfangreicher Lehrplan vermittelt das Know-How, das benötigt wird, um die vier Teile der Meisterprüfung zu bestehen:
- Praktischer Teil
- Fachtheoretischer Teil
- Wirtschaftlicher und rechtlicher Teil
- Berufs- und arbeitspädagogischer Teil
Die Kosten für die Meisterausbildung sind hoch. Hier sollte man sich auf jeden Fall umfangreich informieren. Allein die Schulkosten können sich -je nach Schule und Schultyp- um Grössenordnungen unterscheiden! Dazu kommen Prüfungsgebühren und nicht zu vergessen die Materialkosten für das Meisterstück.
Ich hoffe ich konnte ein wenig licht ins dunkle bringen.
Gruß
orangebleue