Schmuck & Goldschmiede- Forum

Hallo zusammen,

ich interessiere mich für individuelle Verlobungsringe und habe im Internet schon die verschiedensten Konfiguratoren gesehen. Sie sind mir aber entweder zu kompliziert (zu viele Parameter) oder nicht transparent genug, was das Ergebnis der Konfiguration betrifft. Man bekommt meistens kein richtiges Vorschaubild angezeigt. Habt Ihr bessere Erfahrungen gemacht und vielleicht schon selbst einen selbst erstellten Ring online bestellt?

Viele Grüße - S.

wenn dir Konfiguratoren zu kompliziert oder/und zu intransparent sind, versuchs doch einfach mal, bei richtigen Menschen zu kaufen oder die Anfertigung zu besprechen
so richtig mit sprechen von Angesicht zu aAngesicht,
Anfassen und Ansehen von richtigen Ringen und Steinen.
die Fingergröße probieren und beraten werden.........

Hallo Schmuckspecht,

es tut mir leid das sagen zu müssen aber "Konfigurator" und "individuell" schließen sich nach meiner Meinung gegenseitig aus.
Sicher, man kann gewisse Parameter in überschaubarer Zahl durchspielen. Das mag helfen, zu einem passenden Design zu finden. Aber wirklich "individuell" sieht anders aus.
Der Konfigurator stößt hier jedenfalls sehr schnell an seine Grenzen.
Und fachkompetente Beratung halte ich bei Verlobungsringen bzw. besonders bei Trauringen für unabdingbar.
Aber ich bin da als Goldschmied sicher auch etwas voreingenommen.

Jedenfalls sehe ich folgende Schwierigkeiten:
Nach welchen Kriterien wählt der Laie beim Onlinekauf eine Edelmetalllegierung aus? Was erfährt er dort an Informationen zu diesen Metallen?
Wie bestimmt er die benötigte Ringgröße?
Was passiert, wenn die Ringe später doch nicht so recht passen? Schmale Ringe benötigen in aller Regel eine andere Weite als breite, kantige eine andere als innen bombierte.
Was, wenn man sich gar mit den Proportionen verschätzt hat, da der Ring einem der Träger nicht wirklich steht oder er ihm anderweitig Unbehagen bereitet?
Ist es da nicht besser, die Ringe vorab real an die Hand zu stecken?

Ich selbst fertige häufig individuelle Partnerringe. Dabei nehme ich beim Erstgespräch die Ringmaße und erarbeite mit dem Paar das Design und die passende Legierung.
Oft variiere ich dies noch in der Ausgestaltung und in der Materialwahl und mache hierfür jeweils ein Angebot.
Was nicht heißen muss, dass die Ringe dann teurer werden als beim reinen Händler (Juwelier oder Onlineshop), aber eben je nach Wunsch ganz und gar persönlich abgestimmt.
In der Regel lasse ich auch meine Kunden am Entstehungsprozess der Trauringe teilhaben. Das beinhaltet eine Dokumentation des Arbeitsfortschritts und ggf. einen Termin zur Vorabanprobe und Besprechung, ehe die letzten Handgriffe erfolgen und man noch problemlos Änderungen vornehmen kann.

Ich will Dir damit nur Mut machen, doch einmal bei einem Goldschmied in Deiner Nähe vorzusprechen. Ich bin sicher, auch bei Dir/Euch findet sich einer, der Dich/Euch kompetent beraten kann und etwas passendes für Euch gestaltet. Es würde mich wundern, wenn Ihr dies hinterher bereuen würdet.

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Gruß
Jürgen Schoner

Ich kann mich in der Sache meinen Vorschreibern nur anschließen, das individuell und Konfigurator nicht zusammen passen. Zusätzlich meine ich das der Diamant bei einem Verlobungsring ein wesentlicher Faktor ist, nicht nur der Ring. Da sollte man sich viele im direkten Vergleich ansehen können damit nicht nur die Gutachtendaten zählen, die für einen Laien recht verwirrend sein können.

Dazu lege ich den Kunden lose Diamanten in verschiedenen Größen und Qualitäten vor damit er sie vergleichen kann.

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von: Heinrich Butschal
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Gutachter für Schmuck, Edelsteine, Diamanten und Perlen http://gutachten.butschal.de
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Hallo zusammen und vielen Dank für Eure Rückmeldungen! Für mich, als Teil der Generation Internet (Baujahr in den 1980ern) bedeutet individuell schon, dass ich ein paar Parameter selbst bestimmen und quasi mit der grundlegenden "Palette" leben kann. Weiter habe ich eigentlich gar nicht gedacht. Und die vielen Konfiguratoren, welche von Juwelieren im Internet beworben werden, wecken für mich auch den Anschein, als ginge es auch nur nach dem Schema. Deshalb bin ich schon etwas erstaunt über Eure Einwände und werde das Thema Onlinekauf wahrscheinlich ad acta legen. Es bleibt die Frage: Warum machen sich Juweliere die Mühe, diese komplizierten Konfiguratoren programmieren zu lassen?

Vielleicht weil sie auch dabei (im Internet) sein wollen und/oder Millionenumsätze dahinter vermuten?

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von: Heinrich Butschal
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Einige Worte zur Erklärung der doch umfangreichen Materie:
Hinter jedem so gen. Konfigurator, steht ein hoch kompliziertes Bearbeitungszentrum im Verbund mit weiteren Systemen. Dieses wird direkt mit den im Intenet festgelegten Daten gefüttert und fertigt die Ringe teilweise vollautomatisch an. Ein solches Bearbeitungszentrum kann mit den entsprechenden Daten spanabhebend tätig werden (Drehen, Fräsen, Schleifen, Polieren). Weitere Arbeitsschritte, wie z.B. das Verschweißen mehrfarbigen Einzelteile, erfolgen nachgeordnet.

Ein so gen. Konfigutator ist nichts weiter, als ein auf die Maschinenfunktionen begrenztes CAD-Programm, mi dem sich ausschließlich Ringe gestalten lassen, die von den nachgeordneten Maschinen und Verfahren umsetzbar sind. Die ersten diese Systeme, waren so beschaffen, dass sie aus einem vorhqandenen Lager von fertigen Ringen ausählten, der Interessent aber das Gefühl hatte, dass er die Fertigung in der Hand hätte. "Selbst gemacht". Diese Zeiten sind allerdings längst vorbei, denn heute werden die Maschinen aus em Internet heraus angesprochen und gesteuert und produzieren die Ringe automatisch im Rahmen ihrer vorgegebenen Möglichkeiten.

Wenngleich die Konfigurator-Systeme erheblich vielseitiger geworden sin, so klafft doch zwischen den schier unendlichen Möglichkeiten einer CAD- basierten Fertigung und ihnen, eine gewaltige Lücke. Will man die Möglichkeiten dieses Bereiches wirklich voll nutzen, kommt man nicht drum herum, sich selbst mit diesem Bereich zu beschäftigen. Dazu braucht man ein entsprechendes Programm.

Als preiswerte und gute Lösung, bietet sich der Erwerb des CAD-Programms RHINOZEROS" an, eine leistungsfähige und vor allem preiswerte Software, die bereits für um die 1.000,-€ zu erwerben ist. Nun fehlen noch die Einarbeitungskurse, die sind nur wenig teurer und eine ziemliche Portion persönlichen Einsatzes. Dann kann es schon los gehen.

Aus den CAD's lassen sich Datensätze erstellen, die von einigen Dienstleistern der Branche zu körperlichen Modellvorlagen umgesetzt werden. Dies geschieht zumeist über Wachsplotter (ab 25.000,-€, oder Stereolithographie-Verfahren (Maschinen ab 10.000,-€). Das letztgenannte Verfahren ist allerdings nicht ganz einfach zu handeln, da es praktisch für jede Maschine und für jeden Anwendungszweck ein spezielles Resin gibt, aus welchem die Modelle gebaut weden. Auch lassen sich die meisten dieser Werkstoffe, nur unter sehr speziellen Bedingungen direkt vergießen. Aus diesem Grund ist ihre Anwendung auch bei Profis nur vereinzelt anzutreffen.

Eine weitere Methode zur Umsetzung der CAD's ist das Fräsen aus Modellwachsen. Diese Egebnisse sind absolut ertklassig, die Methoden sicher, mit wiederholbarer Genauigkeit, in einer Genauigkeit von wenigen my und einer, je nach dem verwendeten Mschinentyp, sehr hohen Auflösung. Die Kosten für entprechend gute Maschinen und Geräte: etwa ab 40.000,- Euro. Es geht zwar auch billiger, allerdings mit Qualitätsabstrichen. Nachteil: Hinterschnitte sind erst ab 5 Achsen möglich, oder auch gar nicht zu fräsen In diesen Fällen müsste man das Modell teilen, einzeln gießen und anschließen zusammenlöten.

Diese Darlegung zur Erläuterung von Heinrichs Worten, der mit seiner Einschätzung vollkommen Recht hat wenn er empfiehle, mit derartigen Problemen einen Dienstleister aufzusuchen.

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Gruß, Ulrich

Goldschmiede, Goldschmiedemeister seit 1967
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Wow Ulrich,

das ist mal eine detailierte Erklärung. Vielen Dank auch von mir