Hallo Benni,
gleich soviele Fragen?!
Wenn Du die Suchtfunktion benutzt hättest, wärst Du bestimmt auf die Antworten gekommen, denn insgesamt gesehen, Fragen alles das selbe wie Du
Naja, fange ich mal an.
Betriebliche Ausbildung
Die betriebliche Ausbildung dauert im Regelfall 3,5 Jahre. Meist beginnt sie am 01.08 und endet 3,5 Jahre später mit der Winterprüfung die im Normalfall ende Januar statt findet. Wenn man das Abitur gemacht hat, kann man die Ausbildung um ein Jahr verkürzen, so das man die Sommerprüfung mitmacht.
Aber viele Ausbilder nehmen nicht gerne Auszubindende, die eine verkürzte Lehre machen wollen. Der Grund liegt meist da, das ein Azubi die ersten Jahre ausschließlich Kosten verursacht und nur selten auch das einbringt, was man an Zeit, Geld und Geduld in Ihn investiert hat. Das ändert ich meist erst im letzten Lehrjahr, das man Ihn gewinnorientiert einsetzen kann. Weil erst nach gut 2 - 2,5 Jahren (bei manchen früher, bei einigen später) kann man die Qualität von dem Azubi erwarten, welche der Kunde voraussetzt. Sprich, bei einer Verkürzung würdest Du gehen, wenn Du anfangen würdest auch produktiv zu Arbeiten. Das mag nicht bei allen Lehrlingen und allen Betrieben so sein, aber im groben Durchschnitt gesehen kann man dies schon so sehen.
Im laufe der Ausbildung würdest Du 1-2 mal je Woche einen Berufschultag haben. Zudem bieten verschiedene Innungen bzw. Handwerkskammern überbetriebliche Ausbildungen in Fachbereichen wie Schmiedekurse, Gussverfahren, Handgravurkurse, Fassen von Edelsteinen usw. usf. an. Dies hängt aber immer von den verschiedenen Kammern ab, ob man dort hin kann/muss/darf oder nicht. In NRW ist es zumindest weitgehend der Fall.
Du hattest das Thema Industriegoldschmied angeschnitten. Ein Thema was ich eigentlich nicht so mag, aber trotzdem kurz darauf eingehe, zudem sollte ich vielleicht sagen, das Industriegoldschmiede für mich persönlich (das ist kein Angriff und auch nicht so abwertend gemeint wie es klingt) keine wirklichen Goldschmiede sind. Im Grunde sind es nur Facharbeiter die für eine bestimmte Verfahrensweise bzw. Tätigkeit ausgebildet werden. Allerdings unternimmt die Industrie viele Versuche die Ausbildung abwechslungsreicher und so der betrieblichen Ausbildung gleich zu stellen, was allerdings oft nicht erreicht wird. Vielleicht hast Du mal Fernsehberichte gesehen, wo eine Schmuckfabrik zB hohle Herzen aus Gold herstellt... Bleche Walzen, in Form pressen, zusammen brutzeln mit viel Lot, polieren und anschließend Steine einkleben... das sind so übliche Ausbildungen. Eine Zeit lötest Du Herzen zusammen, dann arbeitest Du einige Zeit beim Polieren usw. usf. Zwischendurch besuchtst Du einige überbetriebliche Unterweisungen um die Defizite gegenüber der Abwechslungsreichen betrieblichen Ausbildung auszugleichen.
Man verdient wohl in vielen Fällen nach der Ausbildung etwas mehr, allerdings kann dich kein anderer Goldschmied später vernünftig gebrauchen. Zudem besteht eine gewisse Abneigung diesen Leuten gegenüber, was auch die Stellensuche nicht grade leichter macht.
schulische Ausbildung
Tja, wie der Name es schon sagt, Schule^^
Die gesamte Ausbildung findet in der Schule statt. Die Schulen haben eigene Werkstätten wo sie die Azubis parallel zu der Theorie Ausbilden. Die theoretische Ausbildung ist sehr genau und sehr umfassend. Leider fehlt jedoch den Schülern nach der Ausbildung die wirkliche Praxis in einem gewinnorientierten Unternehmen. In der Schule muss alles aufs 1/100 mm genau gemacht werden, Form und Gestaltung haben eine übergeortnete Rolle, Zeit spielt nur eine untergeordnete Rolle. In der realität später, will jedoch dein Chef, das es gut aus sieht und zwar so wie es mit dem Kunden besprochen bzw geplant wurde. Es ist toll und lobenswert, wenn das Schmuckstück dann auch noch die exakten Maße hat, aber eigentlich will dein Chef nur, (abgesehen mal von der Qualität, die ohnehin hoch sein sollte) das das Schmuckstück das geplante Gewicht hat und Du schnell damit fertig geworden bist. Denn Zeit ist Geld. Wenn man 5 Stunden kalkuliert hat, darf es keine 7 Stunden dauern. Sollte eine starke Überschreitung der üblichen Fertigungsdauer öfter von Dir überschritten werden, kann es schnell passieren, das Du Dir ne neue Stelle suchen musst. Also kurz um gesagt, die schulische Ausbildung ist theoretisch sehr gut, allerdings Praktisch haben viele einfach zuwenig drauf. Da kann man den ex-Lehrlingen auch keinen Vorwurf machen, Sie wurden halt mehr mit dem Schwerpunkt "Gestaltung" ausgebildet. Aber gestalten tut der Chef mit dem Kunden, Goldschmiedegesellen sollen der Skizze nur eine greifbare Gestallt geben
Meine persönlichen Erfahrungen mit Ausbildung und Auszubildenden ist wie folgt:
Ich würde eine nicht verkürzte Ausbildung in einem Handwerksbetrieb machen. Am liebsten eine reine Werkstattausbildung ohne Kundenkontakt oder zumindest nur wenig. So kann man sich auf das Handwerkliche konzentrieren und sich das Handwerkswissen aneignen. Wenn man später mal alles kann, ist es nicht schwer mit Kunden umzugehen. Schließlich kannst Du alles Anfertigen, kennst die Vor und Nachteile von den verschiedenen Kundenwünschen und kannst somit eine gute und kompetente Beratung durchführen. Bei der Suche nach einem Ausbildungsbetrieb würde ich genau schauen, was mein zukünftiger Ausbildungsbetrieb so macht. Fertigt er viel selber an oder macht er viel Reparaturen, welche ich auch nach kurzer Zeit machen soll?! Denn das gibt es bei machen Betrieben auch. Da werden Auszubildene gerne als billige Arbeitskräfte gebraucht. In den ersten Monaten lernen Sie wie man Ketten lötet und Ringe in der Weite ändert und das wars. Zum Schluss hin bringt man Ihnen dann noch ein paar kleinigkeiten bei, damit Sie auch die Prüfung bestehen. Also -> keinen Betrieb wählen, wo man schon das Gefühl bekommt man soll nur Handlangeraufgaben erledigen.
Normal läuft eine Ausbildung so ab, das man die ersten Wochen nur Feilübungen in Messing macht, dann Sägeübungen, dann fängt man an etwas mit dem Hammer und der Zange zu verformen. Sitzt das und es hat sich ein gewisses Verständnis gebildet, kommen Dinge wie Löten und Schweißen hinzu. Das ist anfänglich total öde, aber würde man dem Lehrling sofort Schmuck vorlegen, welcher selbstverständlich jedes mal so unbrauchbar würde, das man ihn nur wieder einschmelzen könnte, würde es nur zu depressionen kommen und er wirft das Handtuch. Also erst mal Grundlagen vermitteln. Später wenn alles einigermaßen erträglich ist (oft nach 4-5 Moanten) lässt man den Lehrling an Silberanfertig heran. Dabei werden dann gerne kleinere Anfertigungen für Kunden genommen. Etwas was für Gesellen nicht schwer ist, aber den Lehrling auch nicht überfordert. zB Münzfassungen, kleinere Ringe usw. Hier ist es auch nicht schlimm wenn es mal nichts wird. Das man eine bestimmte Sache mehrmals macht, ist völlig normal. Jedoch sollte man bei jeden Versuch einen gewissen Fortschritt sehen. Das ganze steigert sich mit der Zeit, bis man im letzten Jahr die selben Aufgaben wie die Gesellen bekommt.
Jaaa... was wolltest Du denn noch Wissen?! Achja, Ausbildungsvergütung:
Ich glaube die Verütung liegt zur Zeit bei 215 € im ersten Lehrjahr. Das ist wirklich nicht viel, aber die Goldschmiedeausbildung ist nunmal auch ein teurer Ausbildungsberuf. Schließlich arbeitet man mit Edelmetall und nicht mit Backsteinen. Wieviel man in deiner Region als Geselle verdient, kannst Du bei deiner Handwerkskammer erfragen. Diese halten immer Empfehlungen für den Arbeitgeber bereit, was man einem Junggesellen oder Altgesellen zahlen sollte. Die meisten Betriebe halten sich auch an diese Empfelung.
Aber Du kannst deinen späteren Lohn auch selbst leicht bestimmen bzw. verbessern. Indem Du versuchst soviel wie möglich von der Ausbildung mitzubekommen. Kannst Du nach der Ausbildung neben den goldschmiederischen Tätigkeiten gut Steine einfassen? Vielleicht ein wneig Handgravieren? Kennst Du dich mit Gussverfahren aus? Kannst Du schnell und sauber Arbeiten? Denkst Du auch mal mit, obwohl man Dir nichts davon gesagt hat? Super! alles Dinge die deine Mitbewerbe manchmal nicht mitbringen! Dir zahle ich gerne mehr!
Naja, ich hoffe ich konnte helfen... ist ja etwas mehr wie mein üblicher 4 Zeiler geworden
Grüße
goOse