Hallo Tine,
Na ja, ich hatte das was von einem dritten Lebensabschnitt gelesen.
Was das Hobbygolschmieden betrifft, meine ich, dass sich auch hier, wie überall, die Spreu vom Weizen trennen lässt. Um das mit einem Beispiel zu untermauern, hier gleich mal ein Link zu einer Hobby-Goldschmiedeseite:
http://www.goldleim.de.
Wenn ich das richtig im Kopf habe, ist der Mann eigentlich Autoschlosser und hat nie eine Ausbildung als Goldschmied gemacht. Allerdings mit starken Ambitionen zum Goldschmiedeberuf. Und zu welcher Meisterschaft er es als Autodidakt gebracht hat, demonstriert er eindrucksvoll auf seiner HP. Die meisten der „Gelernten“, mit oder ohne Meistertitel, dürften dies wohl neidlos anerkennen.
Die Bastler die Du im Fokus hast, haben denn auch mit dieser Klasse der Hobbygoldschmiede so wenig gemein, wie ein hastig schlingender Imbissbudengast, mit einem feinsinnigen Gourmet. Diese Leute sehen ihr „Hobby“ sehr oft ausschließlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sprich Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit. Sie sind für mich das Gleiche, wie manche Altgoldaufkäufer, die bedenkenlos unschätzbare Kulturgüter verschrotten und ausschließlich den schnellstmöglich erzielbaren Bargeldbetrag im Visier haben.
Da, wie Dus schon sinngemäß sehr richtig angeführt hast, die Qualität der Arbeiten dieser „Kollegen“ unter aller Kanone ist, dürfte es dem „Mündigen Bürger“ in seiner Eigenschaft als Auftraggeber, als Verbraucher, nach dem ersten Versuch bereits klar geworden sein, womit (mit wem) er es hier zu tun hat!
Selbst in dieser, von allen Seiten als kritisch bezeichneten Zeit, haben wir selbst, also die Goldschmiede Ulrich Wehpke, so viel zu tun, dass wir jeden Tag Überstunden machen und auch Samstags arbeiten. Und in den allermeisten Fällen „leidet“ der Sonntag auch noch darunter. Allerdings zähle ich mich mit unserem Betrieb, also unseren Mitarbeitern, zu den wirklichen Könnern unseres Faches. Selbst in diesen Minuten wo ich Dir diese erholsamen Zeilen schreibe, ist die Werkstatt hinten in Betrieb und drei unserer Goldschmiedemeister sind wie die Heinzelmännchen am werkeln.
Ursache? Vielleicht (ganz sicher sogar) kommt bei unseren Kunden ja auch ein Teil unserer ganz persönlichen Begeisterung für unseren Beruf "rüber". Und vielleicht (ebenfalls als sicher zu betrachten) honorieren dies ja die Kunden auch, weil es sich in den Arbeiten niederschlägt. Die meisten Menschen lassen ihre schönen Dinge halt lieber von einem gutgelaunten und berufsbegeisterten Vollprofi, mit top eingericheter Werkstatt und innovativen Möglichkeiten und Verfahren durchführen, anstatt sich bei einem Marktschreier, der vorgibt alles zu können und in Wirklichkeit nichts auf die Reihe bekommt, ihren wertvollen Schmuck versauen zu lassen. Noch nicht einmal dann, wenn er vorgibt besonders billig zu sein.
Derartige Spezialisten sind in keiner Weise ernst zu nehmen, sie können uns in keiner Weise gefährlich werden, weil sie unser Niveau noch nicht einmal erahnen, geschweige jemals erreichen werden. Für den Könner also vollkommen ungefährlich. Und ob derartige Leute eine Kette aufziehen oder nicht, mit den Folgen muss der Kunde leben, nicht der gute Goldschmied.
Andererseits ist es so, dass, gerade hier in diesem Forum, auch eine gewisse Anzahl an der Materie begeisterter, junger, talentierter Menschen vorhanden ist, die einfach nur keine Lehrstelle gefunden haben, ihrer Leidenschaft aber trotzdem frönen wollen. Diesen nun die notwendige Hilfe zu versagen, empfände ich als ungerecht und falsch. Handwerkslehre und Duales System hin, oder her – in anderen Ländern wird mindestens genau so guter, wenn nicht besserer Schmuck gemacht wie in Deutschland. Das beweisen uns Länder wie Italien, Spanien, USA, eigentlich die ganze Welt. Wichtig ist einzig und allein, ob einer was kann und ob er es auch umsetzt. Den eigenen Erfolg unter Zuhilfenahme des „Ommnibus-Prinzips“ restaurieren zu wollen, halte ich für verwerflich.