Hallo Marco (mal wieder
)
also Hand aufs Herz. Egal wie Du es versuchst anzustellen, so wie Du es Dir grade vorstellst, geht das 100% in die Hose. Die gesamte Geschichte ist SEHRVIEL tiefschichtiger, wie Du es Dir grade vorstellst. Es ist nicht damit getan das Modell zu erstellen, das Gießen zu lassen und anschließend etwas nachzuarbeiten. Ich möchte Dir mal (mehr oder weniger kurz) auflisten, was alles dazu gehört eine Serienproduktion zu starten: (Ich nehme hierzu mal dein Beispiel von Weißgold auf. Ist auch nicht Böse gemeint, ich habe nur grade Zeit und beim Tippen vergeht der Nachmittag immer schön schnell
)
1. Modelle erstellen zB am PC (nicht nur 1 oder 5, damit hast Du nicht die geringste Chance, sondern eine große Serie, welche auch noch dann gefragt ist, wenn sie letztendlich bereit steht. Du benötigst einige Monate Vorlauf)
2. Alle Prototypen gießen lassen. Du hast ja schon gelesen, das es zwischen 50,00 - 140,00 Euro/Stück kostet, erst einmal den Prototyp zu erstellen. Das ganze mal 20 = 1000,00 - 2800,00 nur die Prototypen.
3. Die letztendlichen Stücke Gießen lassen. Gehen wir mal davon aus, das Du alles in 590/Weißgold hast Gießen lassen. Und gehen wir mal davon aus, das Du 20 verschiedene Teile hast. Von mir aus Ringe, Anhänger, Ohrstecker usw. Sagen wir mal, das eine fertige Serie zusammen 200 g 590/Weißgold wiegt. Das sind dann aber alles relativ zarten, kleine Teile, also nicht die Brocken wie man sie gerne bei verschiedenen Juweliers-Ketten sieht. Und sie haben keine Edelsteine eingebaut. Nur Goldringe. Alleine das Gold wird dich ca. 3068,00 Euro Kosten, Ohne die Gusskosten, welche pro Stück gerechnet wird... ca. 2,50 - 5,00 Euro pro Stück - also nochmal 50,00 Euro dazu.
4. Versäubern: Nun hast Du die gegossenen Stück von der Gießfirma zurück erhalten, schön mit Anguss, welcher noch dran ist und den zu auch bezahlt hast. Vielleicht zusammen 50 g. welche Du der Scheideanstalt wiederverkaufen kannst. Aber Du musstest diese zusätzlich zu dem Gewicht der Schmuckstücken Bezahlen. Also muss das Zeug entfernen und die ganzen Teile Überarbeiten, Du benötigst Zagen, Feilen, Schmirgel, Hämmer, Ringstöcke, allerlei Fräser und Boher, ein Lötgerät und Lote um evtl. Poren auszulöten, Beizbehälter, Beize, Poliermaschinen, Poliermittel, ein Ultraschall, evtl. eine Galvanik fürs rhodinieren u.v.m. Du kannst also (wenn Du dir wirklich alles anschaffen willst, bzw. Du alles selber machen willst) nochmals 10.000,00 - 12.000,00 Euro für ne Werkstatt einplanen. Das Klingt nun völlig übertrieben, aber wenn Du in die Serienproduktion einsteigen willst, muss Du es in der richtigen Größe tun. Nur über die große Masse lässt sich sowas bewerkstelligen, und große Mengen heisst auch viel Ausstattung.
5. Ware an den Mann bringen:
Da gibt es viele Möglichkeiten, das einfachste ist es deinen Schmuck an Handelsvertreter zu geben, welche den Schmuck mit Verkaufen (für eine Beteiligung natürlich, und deinen Schmuck zeigen Sie zuletzt, also dann, wenn sie mit ihrer eigenen Ware durch sind. Sprich der Käufer eigentlich schon durch ist). Aber es reicht nicht 1 Vertreter, Du muss es gleich 3-4 Leuten mit geben. Also benötigst von jedem Teil mindestens 3-4 Stücke. Wenn dein Teil verkauft wurde, haben die Käufer mind. 30 Tage Zeit zum Zahlen, besonders schwierig könnte sich die heutige Zahlungsmoral dabei gestalten. Es macht gewaltigen Spass auf Geld zu warten, während die Bank alle 30 Min. bei Dir anruft und fragt wo denn ihre Raten bleiben.
6. Wenn Du dann endlich die ersten Aufträge bekommen hast, ordern 6 Kunden insgesamt 80 Teile von Dir, gewünschter Lieferzeitraum 2-3 Wochen. Länger warten die Geschäftsleute nicht gerne auf die Ware. Und bedenke, auf Grund der hohen Einstiegskosten, bist Du immer noch alleine, keiner Hilft Dir und der Tag hat nur 24 Stunden, deine Zulieferer haben viel Zeit und wenig Lust. Du kannst im schlimmsten Fall nicht schnell genug liefern und 2 Stornieren ihre Bestellung, Du hast die Ware aber leider schon fast fertig. Zum Glück bekommst du eine neue Bestellung von 30 Teilen, leider aber nicht die, welche zu nun über hast. Also wieder ran den Speck.
Weiterhin haben deine Schmuckstücke noch keine Steine zB. Diamanten, Saphire, Rubine, Topas u.v.m. welche du zusätzlich auch anschaffen musst. Einige kann man nicht mitgießen lassen. Sprich sie müssen nachträglich eingefasst werden. Das kannst Du nun wirklich nicht aus Büchern lernen. Dazu gehört viel Erfahrung. Also musst Du Dir zwangsläufig einen Mitarbeiter einstellen, welcher dir zur Hand geht. Nicht nur beim Fassen, sondern auch beim versäubern und allen anderen Arbeiten. Auch müssen zB Ringe in verschiedene Weiten geändert werden, schließlich willst Du nicht neben deinen 10 verschiedenen Ringprototypen noch 20 zusätzliche Anfertigen wegen der unterschiedlichen Größen. Wenn man alle Fähigkeiten zusammenfasst, welcher der Mitarbeiter aufweisen sollte, benötigst Du einen Goldschmiedemeister. Der Kosten aber monatlich auch Geld (ganz zu Schweigen von der Miete für die Werkstatt). Wenn Du viel Glück hast, findest Du einen verzweifelten Meister der es für 2200,00 €/Monat macht, zzgl. Lohnnebenkosten, hier ca. 430,00 Euro. Also wieder 2630,00 Euro weg. All diese Faktoren müssen sich auf die Schmuckstücke in Form der Kalkulation niederschlagen, jedoch musst Du den Schmuck sehr günstig anbieten. Günstiger, wie dein Kunde ihn selber Herstellen kann. Schließlich muss er den Schmuck anschießend auch Verkaufen können. Anders sieht das ganze aus, wenn Du den Schmuck gleich an den Endverbraucher verkaufen kannst, aber bis so was läuft, können unter umständen Jahre vergehen.
Das Szenario klingt etwas düster und weit her geholt, aber leider sieht die Realität oft etwas schwieriger aus und man muss ständig mit so etwas Rechnen. Die Zeiten, in welcher man sich die Nase vergolden konnte, sind schon lange vorbei.
Solltest Du also wirklich mit den Gedanken spielen, Schmuck für den Verkauf herzustellen, solltest Du dich anfänglich lieber an Silberschmuck und ebay versuchen. Wobei dann die Kosten im Verhältnis zum Gewinn immer noch extrem hoch ist. Schon viele Goldschmiede, welche die Erfahrung und die Ausrüstung bereits hatte, sind mit dem Verkauf von Serienprodukten über Handelsvertreter nicht sehr glücklich geworden. Ich denke das sagt schon viel aus. Der Konkurrenzkampf auf diesem Sektor ist schon sehr hart.
Wenn ich so über mein geschriebenes nachdenke, könnte ich noch raue Mengen zu dem Thema ergänzen, aber mir fällt grade auf, das ich doch wesentlich mehr geschrieben haben, wie ich eigentlich wollte. Nun habe ich deine Idee wohl etwas madig gemacht, aber tröste dich, dafür werden mich nun von meinen Kollegen hier im Forum zerpflücken und X an Ergänzungen und Korrekturen werden eingeworfen. Aber das grobe Grundschema sollte ich dir vermitteln haben.
Ich schlage vor, das wir erst einmal am Anfang anfangen und dir helfen die Grundkenntnisse zu vermitteln.
Grüße
goOse