Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Hallo Heinrich,
ich bin mir nicht sicher, ob Kalzium in jedem Fall eine Verbesserung unserer Metalle zur Folge hat. Bekannt ist Kalk als Verschlackungsmittel bei der Stahlherstellung seit über 1000 Jahren. Im Bereich der Buntmetalle habe ich davon noch nichts gehört, wahrscheinlich ist es aber stark reduzierend.
Es ist auf jeden Fall ein starkes Reagenz, das ist Richtig.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Die hier besprochenen Probleme, sind jedoch alle nicht im Zusammenhang mit Sauerstoff zu sehen.
Auch damit habe ich mich beschäftigt und bin durch Experimente zu der Erkenntnis gekommen das es nicht immer Sauerstoff sein muss sondern bei der Porenbildung in vielen Fällen auch eingelagertes Wasserstoffgas sein könnte. Eigentlich bin ich mir dazu ziemlich sicher. Nur die Literatur schreibt immer wieder von anderen ab und meint es sei immer Sauerstoff.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
In soweit bin ich da erst einmal misstrauisch.
Dein gutes Recht.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Du sagst, dass Du Kalzium bereits mit gutem Erfolg verwendet hast. Welcher Art waren die Schäden an der reparierten Legierung?
Brüchig, zu hart und spröde. Gerade reduzierte Zugfestigkeit ist hier indiziert.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
In welcher Form setzt Du das Kalzium zu?
In einer Vorlegierung mit Aluminium (AC 0.105)
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Als Metall ist es teuer und gefährlich.
Ja, selbst die Vorlegierung muss trocken gelagert werden.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Ich wüsste auch gar nicht wie man es ohne Tricks in eine Schmelze einbringt, denn bekanntlich reagiert es mit Sauerstoff recht spontan.
Auch mit Wasser.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Darüber möchte ich gern mehr wissen. Weiter ist es von großem Interesse in diesem Zusammenhang, mit welchen der zuvor genannten Stoffe, Kalzium reagiert und was für Produkte entstehen und ob diese nicht legierungsschädlich sein können.
Die entstehenden Verbindungen setzen sich als Schlackenhaut oben auf der Schmelze ab. Sieht nicht schön aus aber wirkt.
Ulrich Wehpke hat geschrieben:
Leider sind meine diesbezüglichen Kenntnisse nur sehr schwach ausgebildet, aber Du hast Dich anscheinend intensiver damit beschäftigt. Insofern bin ich gespannt auf Deine Erläuterungen. Gerade heute, wo die Edelmetalle so teuer sind und einem jeder in die Tasche greift, ist derartiges Wissen für Goldschmiede sehr wichtig. Man denke nur mal an den ganzen Altgoldbereich.
Ich weiß aus erster Quelle, dass die Scheideanstalten die Aufarbeitung von Edelmetallen nur im äußersten Fall nass betreiben. Da gibt es wohl noch diverse andere Kniffe und Verfahren. Bin gespannt, ob Du dazu beitragen kannst, das Dunkel wenigstens etwas zu lichten.
Ich hatte in einem Reprint eines kleinen Büchleins über Gold aus dem 17 oder 18 Jahrhundert einmal den Satz gelesen: " Durch Zugabe von 1%( oder 2 %) Calzium wird die Legierung dem Feingolde gleich."
Das hat mich fasziniert. Erstens war mir nicht klar was der Autor mit dem Teil "dem Feingolde gleich" meinte und vermutete das es sich um die Treibfähigkeit ud Verformbarkeit handeln müsse.
Zum anderen wusste ich das schon der Zusatz von Spiauter zur Schmelze regelmäßig für schönen Funkenflug sorgt wenn es auf die Schmelze geworfen wird und Kalzium ist ja noch reagibler.
Ich wickelte Stücke von Kalzium in Feingoldblech, bohrte ein Loch in einen Graphitstab, presste das Päckchen da rein und stieß mit schneller Bewegung den Stab in die Schmelze. Das klappte, aber die Legierung war versaut, matschig ähnlich wie bei viel zu hohen Zinkbeigaben.
Meine Überlegung war das der Autor vielleicht weniger Erfolg hatte mit seiner Zugabe und daher evtl viel weniger Kalzium in seiner beschriebenen feingoldähnlichen Legierung war als er glaubte.
Ich nahm neue Legierungen und reduzierte die Zugabe von Mal zu Mal. Letztlich genügte ein winziger Prozentsatz um eine fantastische Wirkung zu erzielen.
Klar eine perfekte 14 kT Legierung ist kaum weiter zu verbessern, aber sehr viele erreichen diese Bestwerte nicht. Und um die weniger guten Legierungen ging es mir.
Um jetzt das Kalzium zu stabilisieren und in die Schmelze vernünftig eintragen zu können, versuchte ich diverse Vorlegierungen, mit Aluminium ging es am besten.
Seitdem verwende ich diesen Zusatz bei alten Legierungen, je nach Zustand mit 0,2-0,4% und habe die besen Ergebnisse wenn ich nach der Zugabe 10 Minuten die Schmelze stehen lasse, damit sich die Haut absetzen kann. Um sicher zu sein, gerade bei unbekannten Legierungen, giesse isch davon noch gerne einen Barren und eine Stange und analysiere Gaseinschlüsse, Oberflächenglanz und Bruchfestigkeit.
Wenn ich eine Stange zwicke und das Verhältnis im Querschnitt zwischen Quetschfläche und Bruchfläche ist kleiner als ein Drittel dann bin ich schon im brauchbaren Bereich. Wenn nur eine Bruchfläche von 10% des Gesamtquerschnitts bleibt, im Spitzenbereich, und das habe ich dann oft.
Der Ofen bleibt in der kurzen Zeit heiss und der Barren und die Stange wird wieder in den Tiegel geworfen und nach erneutem aufschmelzen gegossen.
Bei bekannten Legierungen muss ich das natürlich nicht machen.
Nach 3-4 Schmelzvorgängen hat sich der Zusatz, den ich als Glanzzusatz verkaufe, verbraucht, die Legierungen können durchaus auch noch weiter geschmolzen und verwendet werden, glänzen nur nach dem Guss nicht mehr so. Wie oft, hängt natürlich von vielen Parametern ab.