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Hellfire-bars
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Verfasst: 21.11.2020, 09:22 |
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Registriert: 27.10.2020, 07:14 Beiträge: 247
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Guten Morgen,
ich habe gestern meinen ersten (sehr unprofessionellen) Guss im Wachsausschmelzverfahren mit Feinsilber gemacht. Trotz der Tatsache, dass wirklich einige Parameter nicht optimal, bzw. sehr improvisiert sind, ist das Ergebnis nicht mal sonderlich schlecht geworden. Ich beschreibe mal kurz die Rahmenbedingungen: Ich habe meinen Wachsbaum mit den zu gießenden Gussteilen erstellt und das Ganze dann in der Küvette mit Einbettmasse ausgegossen, so weit würde es wahrscheinlich auch ein professioneller Goldschmied nicht anders machen, nur genauer und besser, da fehlt mir noch die Übung. Jetzt allerdings fängt es an improvisiert zu werden....ich habe keinen speziellen Ofen um das Wachs auszuschmelzen und auch noch keine Möglichkeit unter Vakuum zu gießen. Deshalb habe die Küvette in meinem normalen Schmelzofen so lange erhitzt, bis das Wachs verdampft war. Es ist ein Gasofen, den ich nicht sonderlich genau auf Temperatur bringen kann, da er gleich richtig loslegen will. Also niedrigste Stufe, auf der er noch brennt, eingestellt und dann einfach gewartet, bis (vermutlich) das ganze Wachs ausgeschmolzen war. Die Küvette hat im Inneren des Gusskanals geglüht und es kam absolut kein Wachsdampf mehr raus. Von den 10 am Gussbaum angebrachten Gussteilen sind 6 sehr gut ausgegossen worden. (Ich hätte eigentlich weniger erwartet unter diesen Umständen) Da mein Hobby sich selbst finanziert muss ich erst noch Geld zusammen kriegen, um weitere Sachen zu kaufen, wie z. B. einen extra Ofen zum Ausschmelzen des Wachses, etc.
Ok, so weit so gut, aber....die Gussteile sind zum Teil schwarz angelaufen und lassen sich nicht einfach reinigen. Normalerweise habe ich beim Sandguss alle Verfärbungen sofort weg gekriegt, wenn ich die Teile einen Moment in der Trommelpoliermaschine bearbeitet habe. Bei den aktuellen Stücken waren die Versuche jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Auch ein Polieren von Hand, mit Paste und Schwamm hat bisher nichts gebracht, ich werde nochmal versuchen mit der Handpoliermaschine etwas zu erreichen. Kann mir jemand sagen, was das für Verfärbungen sind und wie ich die vermeiden kann? Blausilber dürfte es ja eigentlich nicht sein, da es Feinsilber ist und wenn ich richtig gelesen habe Blausilber nur bei Legierungen durch den Kupferanteil verursacht wird.
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Verfasst: 21.11.2020, 09:22 |
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Tilo
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Verfasst: 21.11.2020, 10:15 |
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Registriert: 12.10.2006, 12:00 Beiträge: 3003 Wohnort: Raum Leipzig
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Beize versucht?
wobei Beize für Oxide zuständig ist und ich mich wundere, daß Feinsilber oxidiert sein soll, denn beim Glühen oxidiert es ja nicht
also andere schwarze Verbindung oder anhaftung? (Asche vom Wachs?) ich würde dann mal glühen und beizen
auch mit Borax/Borsäure abdecken und Glühen wäre eine Idee
was soll schon passieren? Härte durch Kalt-Verformung hats eh nicht, die draufgehen würde und Blausilber entsteht nicht bei Feinsilber
ansonsten fehlen noch ein paar infos: konkrete Einbettmasse konkretes Wachs Foto
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Heinrich Butschal
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Verfasst: 21.11.2020, 10:19 |
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Registriert: 05.12.2005, 21:39 Beiträge: 3083 Wohnort: München
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Wenn die Küvette mit dem Wachsbaum erhitzt wird, dann fließt zuerst ein Großteil des Wachses raus. Dannn steigt die Temperatur und der Wasserdampf tritt aus, das muss langsam geschehen sonst explodiert die Küvette oder sprengt kleine Teile ab. Bei weiterer Temperatursteigerung tritt ab 380°C das im Gips kristallin gebundene Wasser aus. Aber etwas Wachs bleibt immer noch in der Küvette. Dieses Wachs dringt ein wenig in die Einbettmasse ein und verwandelt sich mit Luftzutritt in klebrigen Ruß. Der Ruß verstopft die Oberflächenporen in der Einbettmasse und verhindert dass der Guss gelingt weil die Luft nicht aus der Form kann. Daher muss der Ruß auch noch raus. Da geht bei Temperaturen über 480° und Sauerstoff/Luftzufuhr ganz langsam und bei höheren Temperaturen immer schneller. Aber auch bei 600°C kann es 2 Stunden dauern bei größeren Formen. Und ohne Luftzufuhr geht es gar nicht.
Erst dann kann man abkühlen auf die geeignete Küvettentemperatur und giessen. Wenn man das beachtet kann alles auch mit einem Ofen klappen. Die Abkühlung muss nur gut isoliert und langsam passieren damit die Gussform nicht reisst.
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Tilo
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Verfasst: 21.11.2020, 11:32 |
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Registriert: 12.10.2006, 12:00 Beiträge: 3003 Wohnort: Raum Leipzig
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ahh, Ruß hab schon ewig nicht mehr gegossen und wenn, dann eh mit langer Glühphase für die Kokille
also Ultraschall zum Reinigen oder glühen, damit der Ruß verbrent
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Hellfire-bars
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Verfasst: 21.11.2020, 15:16 |
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Registriert: 27.10.2020, 07:14 Beiträge: 247
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Ok, ich werde mal glühen. Herzlichen Dank für die ausführlichen Infos.
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Hellfire-bars
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Verfasst: 21.11.2020, 16:35 |
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Registriert: 27.10.2020, 07:14 Beiträge: 247
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Ausglühen war die Lösung. Herzlichen Dank nochmal.
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Heinrich Butschal
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Verfasst: 21.11.2020, 16:36 |
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Registriert: 05.12.2005, 21:39 Beiträge: 3083 Wohnort: München
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Hellfire-bars
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Verfasst: 23.11.2020, 09:33 |
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Registriert: 27.10.2020, 07:14 Beiträge: 247
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Da ich hier schon angefangen habe zu fragen, stelle ich einfach noch eine weitere Frage. Es ist übrigens sehr nett, dass ihr auch die Fragen von Leuten wie mir beantwortet, die noch vollkommen am Anfang rumwurschteln.
Ich habe mir jetzt einen neuen Wachsbaum hergestellt und es ist ca. die 3-fache Menge an Teilen dran, weil ich mir mit allem einfach viel mehr Zeit gelassen habe. Die Küvette ist schon mit Einbettmasse ausgegossen und getrocknet. Anstelle sie jetzt, wie beim letzten Mal, direkt in den Devil Forge Schmelzofen zu stellen, werde ich erst im Herd das Wachs ausschmelzen und dann Schritt für Schritt vorgehen, alles mit Überlegung und Zeit, in der Hoffnung, dass die Mängel des letzten Gusses größtenteils ausgemerzt sind.
Jetzt habe ich aber eine Frage, die mich umtreibt: Bei meinem ersten Versuch, der zugegebenermaßen ohne das rechte Maß an Zeit durchgeführt wurde, da ich natürlich gespannt war wie ein Flitzebogen, was dabei rauskommt, war der Stamm meines Wachsbaumes etwas zu lang und endete scheinbar nur wenige mm unter der Oberfläche der Einbettmasse. Da ich die Küvette dann direkt im Schmelzofen ausgebrannt habe ist dort ein Stück der Einbettmasse herausgebrochen und die gesamte Konstruktion hatte jetzt 2 Löcher, sowohl den Gusskanal, als auch unten, wo eigentlich kein Loch sein sollte, so dass das Silber durch die Küvette hindurchgelaufen wäre. Natürlich hätte ich es jetzt sehr schade gefunden, wenn die komplette Vorarbeit umsonst gewesen wäre, also habe ich die Küvette in eine Schüssel mit Formsand gestellt, der das normalerweise unten auslaufende Silber aufgefangen hat, bzw. die Unterseite abgedichtet hat. Das hat auch sehr gut funktioniert, es ist kein Silber ausgelaufen, sondern der Guss ist erstaunlicherweise sogar teilweise etwas geworden, was ich ehrlich gesagt so nicht unbedingt erwartet hätte. Und jetzt kommt die Frage: Da ich ja noch weder eine Vakuumgussanlage, noch eine Vakuumplatte habe....kann es sein, dass genau dieser Umstand dazu geführt hat, dass das Silber in doch recht viele feine "Ecken" der Form gelaufen ist, da ja die Luft besser entweichen konnte? Falls ich ohne Vakuum gieße, laufe ich dann bei einer komplett geschlossenen Form eher Gefahr, dass sie nicht ganz ausgegossen wird, oder bietet die Einbettmasse genug Möglichkeit durch die Poren die Luftverdrängung zu gewährleisten, auch wenn ich kein Loch unten hinein mache. Ich hatte mir überlegt nach dem Ausschmelzen des Wachses vorsichtig von unten wieder ein Loch zu bohren und die Küvette wieder in die Schüssel mit Gießsand zu stellen. Sollte ich das tun, oder besser lassen?
Im Voraus wieder viele Dank für die Antworten.
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Heinrich Butschal
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Verfasst: 23.11.2020, 09:48 |
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Registriert: 05.12.2005, 21:39 Beiträge: 3083 Wohnort: München
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Tilo
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Verfasst: 23.11.2020, 10:49 |
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Registriert: 12.10.2006, 12:00 Beiträge: 3003 Wohnort: Raum Leipzig
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es ist nur so semisinnvoll, sich viel Arbeit mit Formenbau zu machen, wenn mann dann weder Zentrifugalschleuder, noch Vakuum oder Druck (Stichwort kartoffel, feuchter Bierfilz etc) nutzt
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