Hallo Chris,
Da hast du aber viele Fragen....
Bevor ich sie dir beantworte, möchte ich noch sagen, das meine Antworten keinen Anpruch auf vollständigkeit haben. Es sei jedem anderen Mitglied dieses Forums freigestellt, etwas zu ergänzen oder zu berichtigen. Meine Antworten beruhen auf meine Ausbildung als Goldschmied und meiner Ehrfahrung mit Vakuumdruckgussanlagen.
Ich habe die möglichkeit rel. preisgünstig an einen Schmelzofen ranzukommen, allerdings hat dieser keine Temperaturregullierung womit er warscheinlich eher ungeeignet ist.
Das würde ich so nicht sagen. Mein Elektroschmelzofen aus Hanau ist sicher 30 Jahre alt, hat keine Temperaturregelung und ich arbeite damit seit Jahren. Du musst halt einfach mit dabei stehen und wenn alles flüssig ist, dann fängst du an zu giessen. Wichtig ist, das er genug Leistung hat. Nicht das er für Zinn oder Blei gebaut ist (die billigen bei ebay). damit wirst du kein Silber schmelzen können.
Daher habe ich mir überlegt mit einem Propangasbrenner zu schmelzen.
Das ist durchaus möglich. Dabei gilt zu beachten, das du keine Grossen Mengen an Metall damit schmelzen kannst. Ich schätze 40 bis 50g ist das Maximum, was man mit einem offenen tiegel und einer offenen Flamme flüssig machen UND flüssig halten kann. Ich schmelze im offenen Tiegel meist nur etwas mehr als 30g (eine Unze)
Meine Frage bezieht sich auf den Schmelztiegel. Welche Art Tiegel eignet sich für dieses Verfahren am besten Tontiegel oder Graphittiegel oder Schmelzschalen oder irgendein anderes Behältniss ?
Ich schmelze in Keramiktiegeln. Vor dem ersten Schmelzen musst du sie mit Borax benetzen. Dazu machst du mit deiner Flamme Borax in dem Tiegel flüssig und lässt es überall hin laufen. Ähnlich einer Bratpfanne, in der du Butter zum schmelzen bringst, um später ein Spiegelei drinn zu braten. Wenn nicht alles benetzt ist, bleibt das Ei am Pfannenboden kleben.
Es sollte möglichst langlebig sein.
Graphittiegel habe ich in meinem Elektroschmelzofen. Diese werden von Schmelzvorgang zu Schmelzvorgang dünner. Der Hersteller empfiehlt nicht mehr als 10 Schmelzungen damit. Ich bin etwas wagemutig und schmelze meist 15 bis 20 mal damit.
Keramiktiegel benutze ich bei offener Flamme. Diese sind sehr lang haltbar. Du must einfach langsam und behutsam erhitzen, sonst bekommen sie Risse. BEi richtiger handhabung hält soein Keramikschmelztiegel bei mir 1 Jahr (ich schätze 80 bis 100 Schmelzungen)
Es gibt auchnoch Keramiktiegel mit Graphiteinsatz (meines wissens aber nur für Schmelzöfen), diese wurden mir von einem sehr guten Goldschmied aus München empfohlen. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen sie zu testen.
Es soll aber vorwiegend Silber, Kupfer und Messing gegossen werden. Welches Flussmittel brauche ich?
Ich giesse als Goldschmied kein reines Kupfer und auch kein Messing. Bei diesen 2 Legierungen/Metallen kann ich dir leider keine Antwort geben. Bei Silber kannst du Borax benutzen.
muß ich Borax in jedem Fall zugeben oder ist dies vom Tiegel abhängig ?
Ich gebe Borax in jedem Fall dazu. Bei Grafittiegeln aber nur sehr wenig. In der Theorie brauchst du im Graphittiegel kein Borax, da sich der Graphittiegel beim Schmelzen langsam auflöst und eine Kohlendioxidatmosphäre über der flüssigen Legierung entsteht, die eine Oxidation an der Oberfläche verhindert. Somit ist theoretisch ein Flussmittel überflüssig. Ich habe aber gute Erfahrungen gemacht, wen ich eine "prise" beigebe.
EIGENHEITEN ZUM GRAPHITTIEGEL UND PALLADIUM
Der Tiegel löst sich durch die Kohlenstoffabgabe im Laufe einiger Schmelzvorgänge auf. Das ist im Zusammenhang mit palladiumhaltigen Legierungen problematisch, da das Palladium in der Schmelze zum Aufnehmen des Kohlenstoffs neigt. Der Einbau von Kohlenstoff ins Metallgitter (Aufkohlung) läßt die Legierung dann spröder werden.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen. Wenn du noch Fragen hast, einfach fragen.
Grüsse aus Winterthur
Marcus Knop